beliebig, zuweilen sein, sondern es soll ununterbrochen durch die Dauer des Lebens sich durchhalten. Darin besteht für den Menschen eine gewisse Möglichkeit des άθανατίζειν (1177b33), eine Seinsart des Menschen, in der er die höchste Möglichkeit hat, nicht zu Ende zu gehen. Das ist die äußerste Position, auf die das menschliche Dasein durch die Griechen getragen wurde.
Erst von hier aus, aus der ganz bestimmten und klaren Vorherrschaft des Sinnes von Sein als Immersein, wird der Vorrang der σοφία verständlich. Jetzt wird klar, warum das reine Betrachten etwas für die Existenz des Menschen austrägt, warum es im griechischen Sinn das Höchste ist. Das Verständnis des letzten Sinnes menschlicher Existenz bei den Griechen hängt daran, daß wir verstehen, wie die Betrachtung des Ethischen von vorneherein außerhalb der Gesichtspunkte liegt, die wir heute aus traditionellen Philosophien kennen. Für die Griechen ist die Betrachtung der menschlichen Existenz jcein orientiert am Sinn des Seins selbst,! d. h. daran, inwieweit das menschliche Dasein die Möglichkeit hat, immer zu sein. Dieser Sinn von Sein, das Sein als absolutes Anwesendsein, ist von den Griechen am Sein der Welt abgelesen..Man kann demnach die Fragestellung der griechischen Ethik nicht mit der Fragestellung der modernen Ethik in die Alternative drängen, ob die Griechen eine Erfolgs- oder Gesinnungsethik gehabt haben. Das Dasein ist hier lediglich gesehen hinsichtlich seiner Seinsmöglichkeit als solcher, wobei weder Gesinnung noch praktischer Erfolg eine Rolle spielt. Dieser Fassung des Seins des Menschen entspricht auch der Ausdruck ἦθος, Haltung, eigentliches Sein. Wenn man diesen Gesichtspunkt der primär ontologischen Frage festhält, versteht man das Eigentümliche, daß die σοφία mit der ύγίεια, dem Gesundsein, verglichen werden kann. Von dieser Idee des Seins des Menschen ist von vorneherein der Sinn der εὐδαιμονία bestimmt, die Aristoteles definiert als ψυχής ενέργεια κατ᾽ ἀρετή ν τελείαν. Die ψυχή ist das Eigentliche eines Seienden, das lebt. Dieses Seiende, das lebt, ist