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Fixierung 'des thematischen Feldes

Rede das, worüber er spricht, als etwas aus, was es im Grunde, bei eigentlicher Betrachtung, nicht ist bzw. nicht so ist, wie er es zeigt. Die vielfache Charakteristik des Sophisten, die ja ohne weiteres bei der ersten Lektüre des Dialogs in die Augen springt, die von ganz verschiedenen Seiten immer wieder ansetzt, hat den Sinn, das konkrete Dasein des Sophisten innerhalb des griechischen Lebens ganz konkret näher zu bringen. Daraus aber, aus diesem unabwendbaren faktischen Dasein des sophistischen Verhaltens, das ja innerhalb der griechischen geistigen Welt eine ausgezeichnete Macht war, aus diesem unbestreitbar mächtigen Sein des sophistischen Verhaltens, wird zugleich deutlich, daß das ist, wozu er sich verhält, womit er es als Sophist zu tun hat, mit Täuschung und Trug Sofern aber Täuschung und Trug etwas ist, was im Grunde nicht ist, ein Seiendes, das ein Nicht-Seiendes als seiend ausgibt, wird aus dem Dasein des Sophisten selbst das Sein des Nicht-Seienden deutlich. So zeigt sich aus der Konkretion und der Faktizität des sophistischen Seins, aus der Existenz von so etwas wie einem Sophisten — allerdings für ein/; auf höherer Stufe stehende Betrachtung -, daß das Nicht-Seiende — Täuschung, Trug — ist.

Diese Einsicht, daß das Nicht-Seiende ist, bedeutet zugleich eine Revolution der bisherigen Auffassung, des bisherigen von Plato selbst noch vertretenen Sinnes von Sein. Die Interpretation der Seinsart des Sophisten gilt so letztlich dem Aufweis des Seins des Nicht-Seienden, Dieser Aufweis ist nichts anderes als die radikalere Fassung des Sinnes von Sein selbst und der darin beschlossenen Charaktere des Nuht Das besagt aber eine ursprünglichere Aneignung des Themas der philosophischen Forschung, nicht im Sinne eines Programms, sondern im Verlauf des Dialogs in der Weise einer konkreten Bearbeitung der Frage nach dem Sein. Mit dieser radikaleren Fassung und Begründung der Seinsforschung ist zugleich gegeben eine fundamentalere Interpretation dieser Forschung selbst, d. h. des Philosophierens. So kehrt auf dem Wege über die sachliche Be trachtung des Themas des Seins des Nicht-Seienden die Be-

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