Prodikos von Keos auf die Frage der Bedeutungszusammenhänge eingelassen2.
Grundsätzlich ist die Beurteilung der Sophistik bei Aristoteles und Plato dieselbe. Die Bestimmung, die wir bei Aristoteles kennen gelernt haben, daß die σοφιστική ist φιλοσοφία φαινομένη, οὖσα δ' οὔ (vgl. Met, IV, 2; 1004b26), Finden wir fast wörtlich bei Plato, »Sophistes«: πάντα ἄρα σοφοί τοῖς μαθηταῖς φαίνονται (233c6), »sie erscheinen, geben sich für die Schüler in jeder Hinsicht als solche, die wissen und verstehen«, σοφοί φαίνονται, also φιλοσοφία φαινομένη, οὖσα δ' οὔ. Plato sagt οὐκ ὄντες γε (233c8), »in der Tat sind sie es nicht«. Die Sophisten haben nicht die ἀλήθεια, so daß sie die aufgedeckte Sache ansprechen, sondern sie bewegen sich in einer δοξαστικὴ περὶ πάντων ἐπιστήμη (vgl. 233c10), in einem Wissen, das nur δοξαστική ist, das nur so aussieht wie Wissen und seinem Anspruch nach auf alles sich erstreckt. Es sieht nur so aus, ist nur vermeintlich Wissen, weil es sich nur in bestimmten Ansichten bewegt, δοξαστική ist in einem doppelten Sinn zu nehmen, einmal bedeutet es soviel wie φαινομένη, scheinbar, zugleich liegt darin der Grund, warum die ἐπιστήμη φαινομένη ist, — weil sie nicht die ἀλήθεια, sondern nur δοξαι, Ansichten, von der Sache gibt, nicht die Sache selbst.
d) Das ἀληθεύειν als Boden der Frage nach dem μὴ ὄν
(= ψεῦδος)
Wir haben mit der Besinnung auf das ἀληθεύειν zugleich auch den Boden gewonnen, um zu verstehen, warum der Sophist Thema wird für die Frage nach dem Sein des Nichtseienden. Sofern nämlich das ἀληθεύειν den Sinn hat, das Seiende in seinem Sein aufzudecken3, ist das ψεύδεσθαι, das Verstellen, das Täuschen als Gegensatz die Art des Verhaltens, in der das Seien-
2 s. Anhang.
3 Rb. Hs.: ἀλήθεια — Seiendheit.