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Zusätze zur Viferleitung

ihren Vollzugsmöglichkeiten nach nicht dahin gelangt. Das steht nur dem reinen θεωρεϊν als solchem zu.

Sie hat aber die Ausgerichtetheit, sie spricht schon mit von dem, was eigentlich Thema der σοφία ist. ὑποκείμενον.


Tradition sagt, Aristoteles habe die Dialektik zur Technik her­abgewürdigt. Dabei übersehen:

1. τέχνη bedeutet das Sichauskennen. δύναμις. Vgl. Rhetorik: das Können als Sein. Ihre ausdrückliche Fixierung setzt gerade das Verständnis des Vollzugs des διαλέγεσθαι voraus. Möglichkeit – verstehen – radikaler: als aufdecken. Denn: Wirklichkeit: nachmachen. [Möglichkeit]1 Was etwas eigentlich sein kann, was es vor jedem Wirklichsein schon ist.

2. hat er damit Dialektik nicht herabgewürdigt, sondern ein ursprüngliches eigenes Gebiet des täglichen Miteinandersprechen Könnens entdeckt: das vortheoretische Bespre­chen von etwas, das als bestimmte Art des Durchsprechens zum θεωρεϊν vordringt – γνωρίζειν, γνωριστική – und als ausdrückliche Weiser des Vordringens und echten Fragens in Anspruch genommen.

Aristoteles vermag erst Dialektik positiv zu verstehen und an­zueignen. Aufhebung in eigentlich aufdeckende ursprüngliche Ontologie. Vgl. Met. Γ,2.

Plato sah weder das eine (σοφία) noch das andere (διαλέγεσθαι) klar. Entsprechend sein Resultat. Andererseits hat er in dieser genialen Unklarheit die Sachen aufgerührt*.2 »Genial« – weil sie echte Wurzeln der Aufdeckung in sich trägt. Keine phantastische sachblinde Unklarheit.


»Sophistes«. διαλέγεσθαι – eine Daseinsart – und zwar eine prätendiert höchste - die ist: ein Sein bei, Kennen und Wissen des Seienden.


1 Zusatz von Hg.

2 Verweis von Heidegger auf Zusatz Nr. 29 (zu S.220).