EINLEITUNG


DAS THEMA DER VORLESUNG UND SEINE BEHANDLUNGSART



§ 1. Natur und Geschichte als Gegenstandsgebiete für die Wissenschaften


Zunächst ist eine Verständigung über das Thema dieser Vorlesung und seine Behandlungsart zu gewinnen. Das soll auf dem Wege einer Klärung des beigegebenen Untertitels geschehen: »Prolegomena zur Phänomenologie von Geschickte und Natur«. Der Ausdruck meint streng genommen das, was im vorhinein gesagt und ausgemacht sein muß. Es wird also von dem gehandelt, was vorweg herausgestellt sein muß, um eine Phänomenologie von Geschichte und Natur ins Werk setzen zu können. Was das ist — Prolegomena — erfahren wir aus dem, was eine Phänomenologie von Geschichte und Natur soll.

Bei der Nennung der beiden Begriffe Geschichte und Natur denken wir zunächst an die jeweiligen Gegenstands gebiete für die Wissenschaften, die von den beiden Hauptgruppen der Erfahrungswissenschaften (Naturwissenschaft und Geistes-, Kultur-, Geschichts-wissenschaft) erforscht werden. Wir sind gewöhnt und geneigt, Geschichte und Natur durch die sie erforschenden Wissenschaften hindurch zu verstehen. Damit aber werden Geschichte und Natur gerade nur so weit zugänglich, als sie in diesen Wissenschaften thematische Gegenstände sind. Es ist aber nicht ausgemacht, ob ein Gegenstandsgebiet notwendig auch das eigentliche Sachfeld gibt, aus dem erst die Thematik der Wissenschaften herausgeschnitten ist. Es ist nicht gesagt, daß, wenn Geschichtswissenschaft von der Geschichte handelt, die Geschichte, so wie sie in der Wissenschaft verstanden