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§ 23. Grundstruktur der Weltlidikeit der Welt

der Zeichenstiftung wird das Zeichen gewissermaßen vorgefunden, genauer: Das Zeichen gründet in einem bestimmten Schon-mit-zuhandensein von Zeichen und Gezeigtem, Beide stehen im vorhinein in einem Seinszusammenhang. Das ist aber bei den hergestellten Zeichendingen zumeist nicht der Fall. An sich genommen hat der Sturmball, dieses Ballding selbst, mit dem Sturm gar nichts zu tun. Weil Zeichen Umweltdinge sind und ihr Zeigen ein gestiftetes, und diese Stiftung das Gezeigtsein von etwas ausdrücklich besorgt, gehört zur Bedingung der Möglichkeit, daß ein Zeichen dienlich sei, d. h. daß es eigentlich zeigt, eine spezifische Seinsart, die wir schon kennen, das Zuhandensein. Das Zeichen selbst, das Zeichending, muß jeweilig eine vorzügliche Zuhandenheit, Bekanntheit und Zugänglichkeit haben. Darin gründet der Tatbestand der Auffälligkeit der Zeichen. Daß Zeichen auffällig sein müssen, verrät die Art ihrer Dienlichkeit. Man denke an den bekannten ›Knopf im Taschentuch‹. Seine Auffälligkeit gründet gerade in der Unauffälligkeit des alltäglich Zuhandenen und Gebrauchten. Diese Unauffälligkeit eines ständig im Gebrauch begegnenden Dinges, des Taschentuches, gibt dem Knopf die Eignung, als Zeichen zu dienen. Dieses Zeichen ist dabei ein pures Merkzeichen, kein Vorzeichen, z. B. wie der Südwind; das Zeigen dieses Merkzeithens wird mit jeder neuen Stiftung, die hier in gewissem Sinne Herstellung ist, neu bestimmt. Der Weite des Umkreises des von diesem Merkzeichen Zeigbaren entspricht die Enge der Verständlichkeit dieses Zeichens. Nicht nur, daß es einzig meist nur dem ›Stifter‹ verständlich ist, wird es oft für diesen hinsichtlich seines Zeigens und seines zu Zeigenden unzugänglich, es verliert damit nicht seinen Zeichencharakter, im Gegenteil es begegnet in einem beunruhigenden Sinn gerade als Zeichen, aber als ein unverstandenes Zeichen für etwas.

Die Zeichenrelation ist nicht etwa die spezifische Verweisung, die die Dienlichkeit eines Zeichens ausmachte, sondern die Dienlichkeit selbst ist bestimmt durch das Zeigen. Zeichen


Martin Heidegger (GA 20) Prolegomena zur Geschichte Zeitbegriffs