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Das Wahrheitsproblem bei Aristoteles

ihm mitvorhanden ein anderes. Diese Nivellierung gilt es an dem Phänomen auszuweisen und damit den Zusammenhang des primär entdeckenden »als« mit dem nivellierten des Bestimmens sichtbar zu machen.

Im schlicht verstehenden Zutunhaben-mit ist das Seiende aus dem Wozu her verstanden. Dieses Wozu, d. h. auf Verstehen gesehen das Als-was, wird dabei nicht thematisch betrachtet und ebensowenig erst gewonnen; wir leben in ihm schon als einem Modus des Besorgens. Welches faktisch genetisch die ersten Wozu sind (aus denen her auch schon Dumpfheit eines Vegetierens lebt), ist für die Frage nach der Wesensstruktur selbst sekundär.

Besorgen kann sich als diese und jene Weise nur vermannigfaltigen zu bestimmten Verrichtungen, wenn überhaupt das Seiende, das einer solchen faktischen »Entwicklung« untersteht, von Hause besorgend schon ist. Das Zutunhaben- und Umgehenmit entsteht nicht überhaupt damit erst, daß ich anfange, mit etwas umzugehen, sondern ich kann nur mit so etwas beginnen, sofern mein Dasein primär schon als umgehendes-besorgendes bestimmt ist. Dasein »ist« qua Dasein besorgendes, und ausbilden lassen sich nur bestimmte Richtungen und Grade der Ausdrücklichkeit und Fertigkeit des Besorgens.

Wir leben also, sofern wir überhaupt sind, in der Weise des Daseins im Besorgen, d. h. im Verständnis eines Wozu; in diesem Zutunhaben ist das verständnisgebende Wozu im Sinne des »Als was« weder je erst thematisch gewonnen noch überhaupt thematisch bedacht. Im schlichten Zutunhaben-mit ist schon eher das Womit selbst-es, das als das und das im »als« verstanden ist - thematisch; aber wenn, dann auch wiederum nicht thematisch für theoretisches Erfassen.

Wie steht es nun mit der Aussage? In dieser wird das Womit des Zutunhabens zum Worüber eines Aufzeigens. Dieses Aufzeigen ist ontologisch genommen auch ein Zutunhaben-mit, das wir näher interpretieren werden; jedenfalls ein solches, darin das schon verstandene und im Verständnis entdeckte Womit


Martin Heidegger (GA 21) Logik Die frage nach der Wahrheit

GA 21