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Dritter Abschnitt- Baruch de Spinoza

Es bleibt beim Negativen. Daher muO sich die Substanz in Attributen mitteilen. Nach Spinoza sind uns von den unendlich vielen Attributen der Substanz nur zwei zuganglich: cogitatio und extensio. Was bei Descartes die endliche Substanz als solche kennzeichnet, das gehört nach Spinoza zur unendlichen Substanz selbst (Substanz bei Spinoza ist sowohl res cogitans als res extensa), nur mit der »Auszeichnung« der Zuganglichkeit fur uns. Warum es gerade diese und nur diese sind, begründet Spinoza [nicht] und vermag er nicht zu begründen. Attributum — constituens essentiam substantiae.11

5. Modus, substantiae affectiones, id quod in alio est, per quod etiam concipitur.12 Unendlichkeit der Attribute mit der Substanz identisch. Die Modi, Weisen, sind dagegen Einschränkungen (Determinationen) der Substanz, συμβεβηκός — was ihr zufällt, aber an sich nicht zukommt. Vgl. Propos. I: Substantia prior est natura suis affectionibus. Demonstratio zu Propos. V: Depositis affectionibus et in se considerata, ist das einzige und wahre Wesen der Substanz. Modus ist das, was nicht zur Substanz gehört, sie aber doch voraussetzt. Denn modi sind nicht nur auf Grund der determinatio, die immer eine negatio darstellt und als solche eine Verendlichung. In der Substanz aber ist ja Endlichkeit, jede negatio, jede determinatio ausgeschlossen. Jedes Attribut drückt ja die ganze unendliche Substanz aus und ist unendlich.13 Von hier aus verstandlich:

6. Deus, ens absolute infinitum, non in suo genere, was so von den Attributen anderer genera negierbar. Zu absolute infinitum gehört jegliches, was essentiam exprimit, ens absolute infinitum negationem nullam involvit14, d.h. Deus als omnitudo realitatis ist die Substanz, d. h. das Sein selbst (essentia — suum esse, Scholastik).

Rekapitulation. Die ontologischen Grundbegriffe S.[ubstanz],


11 [S. Anhang, Beilage 41.]

12 [Pars I, def. V.]

13 Vgl. scholastische Theologie: Eigenschaften Gottes, ens simplicissimum.

14 [Pars I, explicatio zu def. V.]