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Einleitung

der Grundprobleme soll sich ergeben, inwiefern durch sie die Philosophie als Wissenschaft notwendig gefordert ist.

Die Vorlesung gliedert sich demnach in dreiTeile. Wir kennzeichnen sie roh zunächst durch die folgende Gliederung:

1. Konkrete phänomenologische Fragen als Hinleitung zu den Grundproblemen

2. Die Grundprobleme der Phänomenologie in ihrer Systematik und Begründung

3. Die wissenschaftliche Behandlungsart dieser Probleme und die Idee der Phänomenologie

Der Weg der Betrachtung führt von gewissen Einzelproblemen zu den Grundproblemen. So entsteht die Frage: Wie gewinnen wir den Ausgang der Betrachtung, wie wählen und umgrenzen wir die Einzelprobleme? Bleibt das dem Zufall und der Willkür überlassen? Damit diese Einzelprobleme nicht als beliebig aufgerafft erscheinen, soll eine einleitende Betrachtung zu ihnen führen.

Am einfachsten und sichersten lassen sich, möchte man meinen, die konkreten phänomenologischen Einzelprobleme aus dem Begriff der Phänomenologie herleiten. Phänomenologie ist ihrem Wesen nach das und das, also fällt in ihren Aufgabenkreis dies und jenes. Indessen, der Begriff der Phänomenologie soll allererst gewonnen werden. Dieser Weg ist demnach ungangbar. Aber zur Umgrenzung der konkreten Probleme bedürfen wir schließlich nicht eines eindeutigen und allseitig begründeten Begriffs der Phänomenologie. Statt seiner könnte eine Orientierung an dem genügen, was man heute unter dem Namen >Phänomenologie< kennt. Freilich gibt es innerhalb der phänomenologischen Forschung wieder verschiedene Bestimmungen ihres Wesens und ihrer Aufgaben. Aber selbst wenn man diese Unterschiede in der Bestimmung des Wesens der Phänomenologie zur Einstimmigkeit bringen könnte, bliebe es fraglich, ob der so gewonnene, gleichsam durchschnittliche Begriff der Phänomenologie uns eine Orientierung über die auszuwählenden konkreten Probleme verschaffen könnte.


Martin Heidegger (GA 24) Die Grundprobleme der Phänomenologie

GA 24