Vorgestellten muß immer mitgedacht werden. Das Verbinden ist derart, daß Ich denkend midi mitdenke, d. h. Ich erfasse nicht einfach das Gedachte und Vorgestellte, Ich perzipiere dasselbe nicht schlechthin, sondern in allem Denken denke Ich mich mit dazu, Ich perzipiere nicht, sondern apperzipiere das Ich. Die ursprüngliche synthetische Einheit der Apperzeption ist die ontologische Charakteristik des ausgezeichneten Subjekts.
Aus dem Gesagten wird deutlich: Mit diesem Begriff der Ichheit ist die formale Struktur der Personalität gewonnen, oder wie Kant sagt, die personalitas transcendentalis. Was bedeutet dieser Ausdruck >transzendental Kant sagt: »Ich nenne alle Erkenntnis transzendental, die sich nicht sowohl mit Gegenständen, sondern mit unserer Erkenntnisart von Gegenständen, insofern diese apriori möglich sein soll, überhaupt beschäftigt.«3 Transzendentale Erkenntnis bezieht sich nicht auf Gegenstände, d. h. nicht aufSeiendes, sondern auf die Begriffe, die das Sein des Seienden bestimmen. »Ein System solcher Begriffe würde Transzendental-Philosophie heißen.«4 Transzendental-Philosophie besagt nichts anderes als Ontologie. Daß diese Interpretation keine Gewaltsamkeit ist, besagt folgender Satz, den Kant ungefähr ein Jahrzehnt nach der zweiten Auflage der »Kritik der reinen Vernunft« geschrieben hat in der Abhandlung, die unmittelbar nach seinem Tode herausgegeben wurde, »Über die von der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin für das Jahr 1791 ausgesetzte Preisfrage: Welches sind die wirklichen Fortschritte, die die Metaphysik seit Leibnizens und Wolffs Zeiten in Deutschland gemacht hat?«: »Die Ontologie ist diejenige Wissenschaft (als Teil der Metaphysik), welche ein System aller Verstandesbegriffe und Grundsätze, aber nur sofern sie auf Gegenstände gehen, welche den Sinnen gegeben und also durch Erfahrung belegt werden können, ausmacht.«5 Die Ontologie »wird
3 Kant, Kr. d. r. V. B 25.
4 Ebd.
5 Kant, WW (Cassirer) Bd. 8, p. 238.