Absicht einer solchen Ausarbeitung der Ontologie auf dem von ihm neu gelegten Fundament sei leicht zu verwirklichen, »wenn man die ontologischen Lehrbücher zur Hand nimmt«4. »Die Fächer sind einmal da« — durch seine Arbeit, »es ist nur nötig, sie auszufüllen«5.
Wir sehen, diese Ausarbeitung des Systems der reinen Verstandesbegriffe ist in der »Kritik« für Kant nicht das Wesentliche; zugleich zeigt sich, wie stark und unerschüttert er doch der tradierten Arbeit der Ontologie vertraut, wenn er meint, das Material sei einfach zu übernehmen. Ganz ähnlich spricht sich Hegel in seiner »Logik« aus, die ja nichts anderes geben soll als eine ausgeführte Ontologie auf dem Boden einer vermeintlich radikalisierten Kantischen Position: »Das Reich des Gedankens philosophisch, d. i. in seiner eignen immanenten Tätigkeit, oder was dasselbe ist, in seiner notwendigen Entwicklung darzustellen, mußte deswegen ein neues Unternehmen sein und dabei von vorne angefangen werden; jenes erworbene Material, die bekannten Denkformen, aber ist als eine höchst wichtige Vorlage, ja eine notwendige Bedingung (und) dankbar anzuerkennende Voraussetzung anzusehen, wenn dieselbe auch nur hie und da einen dürren Faden, oder die leblosen Knochen eines Skeletts, sogar in Unordnung untereinander geworfen, dargibt.«6
Wenn Kant selbst über das System der reinen Verstandesbegriffe schnell hinweggeht, dann ist es auch für uns geboten, uns hier zunächst ebensowenig aufzuhalten wie bei der Urteilstafel. Nur eine Bemerkung muß noch angefügt werden. Kant bezeichnet die reinen Verstandesbegriffe, deren Ursprungsort und Zusammenhang mit den Urteilsfunktionen jetzt deutlich geworden ist, als Kategorien und bemerkt dazu: »Wir wollen diese Begriffe nach dem Aristoteles Kategorien nennen, indem unsere Absicht uranfänglich mit der seinigen zwar einerlei ist,
4 ebd.
5 a. a. O. B 109, A 83
6 Hegel, Logik, Vorrede zur 2. Ausgabe, Lasson S. 9