ausgesprochenen Pflege der Literatur zusammengeht, eine ausgesprochene Tendenz gegen alle Barbarismen, ein Sinn für Niveau und Haltung in dem spezifisch aesthetischen Sinn des Geschmacks. Auch diese Form zeigt sich in den verschiedensten Formen; gegenüber dem psychologischen Anthropologismus können wir sie als einen aesthetischen Humanismus bezeichnen.
3. In der Weltanschauung als Haltung hat das freie Wählen, die Entscheidung eine gewisse leitende Rolle. Darin liegt, daß der Wählende auf sich selbst als Instanz zurückkommt. Gegenüber den äußeren Umständen, Gelegenheiten und Lagen des Daseins beansprucht die Besinnung einen gewissen Vorzug. Die Innerlichkeit erfährt eine Pflege, nicht in psychologischer Erörterung, nicht in aesthetischer Gestaltung, sondern im Ernst der Gesinnung und der Bekümmerung um sich selbst. Die Existenz des einzelnen Ich ist nicht nur der Ort der Entscheidungen, sondern es selbst das Entscheidende. Diese Form der Haltung verbindet sich leicht, ja erwächst immer wieder im engsten Bunde mit einer bestimmten Religion, z. B. der christlichen Religiosität. Auch hier zeigt sich das Hereinspielen der ersten Grundform der Weltanschauung; zwar werden die Heilsmittel und -wege — Gnadenvermittlung, Sakramente — nicht gebraucht, aber es bleibt, ja verstärkt sich die Bekümmerung um das Seelenheil. Hier ist kein Anthropologismus, auch kein Humanismus, aber doch steht der Mensch im Zentrum hinsichtlich des Heils seiner Existenz. Der Ausdruck »Existenzialismus« beginnt heute üblich zu werden. Meist ist dieser Existenzialismus religiös betont; er ist im Entscheidenden gefördert durch eine bestimmte Form der Erneuerung Kierkegaardscher Gedanken.
Wir haben also drei Formen der Entartung der Weltanschauung als Haltung: Betulichkeit, Gebärde und Innerlichkeit — Subjektivismus in verschiedenen Abwandlungen. Diese drei Formen der Entartung der Weltanschauung als Haltung gehen faktisch immer mit, können sich dabei vermischen und damit die Unechtheit und Ratlosigkeit noch steigern. In einer solchen Situation befinden wir uns heute.-Darauf ist hier nicht weiter