§ 46. Philosophie als Grund-haltung.
Geschehenlassen der Transzendenz aus ihrem Grunde
Philosophieren ist nicht eine Weltanschauung als Haltung unter anderen, sondern sie ist die Grund-haltung schlechthin. Erst im ausdrücklichen Geschehenlassen der Transzendenz, im Aufbrechen der inneren Weite und Ursprünglichkeit derselben öffnen sich die konkreten Möglichkeiten der Haltung. Diese konkreten Möglichkeiten aber bestimmen sich nicht auf dem Wege der Philosophie, sondern aus dem jeweiligen Dasein selbst. Gerade weil aber Philosophieren als ausdrückliches Transzendieren Grund-haltung ist, ist es nicht ihr Wesen und ihre Aufgabe, eine bestimmte Haltung auszubilden, um sie als maßgebend zu verkünden oder gar vermeintlich in die anderen hineinzupflanzen. Je reiner sie sich selbst versteht, je reiner ihr nur liegt am Geschehenlassen der Transzendenz aus ihrem Grunde, um so reiner und unmittelbarer genügt sie dem, was sie mit Rücksicht auf faktische Weltanschauungsbildung allein sein kann, für die je faktisch existierenden Menschen Veranlassung zu sein für das Aufbrechen der Möglichkeiten einer Haltung in ihnen. Je ursprünglicher die Philosophie philosophiert, also ein Geschehenlassen der Transzendenz ist, um so freier und unverbindlicher ist sie Mitgeschehenlassen je einer Haltung im Dasein des anderen. Denn das philosophisch« Dasein ist seinem Wesen nach Mitsein mit anderen. Je unverbindlicher aber in sich die Grundhaltung ist, um so erweckender kann ihr Geschehen sein.
Daraus wird das Verhältnis von Philosophie und Weltanschauung erst vollends deutlich: Philosophie ist Grund-haltung heißt 1. nur in der Weltanschauung als Haltung ist Philosophieren möglich; 2. das Philosophieren selbst bildet in der gekennzeichneten Weise »die Voraussetzungen« der Möglichkeiten der konkreten Weltanschauung als Haltung aus; 3. es ist selbst aber weder ein exemplarischer thematischer Aufbau einer Weltanschauung, noch gar die Verkündigung einer solchen, sondern Geschehenlassen der Transzendenz aus ihrem Grunde. Philosophieren