heißt gerade Ausbilden derjenigen Transzendenz des Daseins, die wir Freiheit nennen, in der alles Wesentliche auf Freiheit gestellt ist. Das Wesen der Philosophie besteht darin, daß sie den Einbruchsspielraum ausbildet für das konkrete geschichtliche, durch Haltung bestimmte Dasein; damit ist sie aber in einem ursprünglichen und genauen Sinne zukünftig. So wie der Mythos für die Philosophie eine wesentliche Erinnerung ist, so ist die Zukunft ihre eigentliche Kraft, alle Gegenwart aber nur die Spitze des Augenblicks, der seine Macht und seinen Reichtum aus zukünftiger Erinnerung nimmt. Es ist wesentlich, daß die Gegenwart allein für sich gegen sich blind ist und daher meint, sie allein sei das Wirkliche, wo sie es gerade nicht ist.
Das Verhältnis von Philosophie und Weltanschauung war zwar allseitig zu klären, aber es ist viel zu reich und verwickelt, als daß es auf eine einfache, glatte Formel zu bringen wäre. In jedem Falle kommen die vulgären Vorstellungen dieses Verhältnisses und die aus solchen Vorstellungen erwachsenden Fragen und Wünsche nicht in die Sphäre des Wesentlichen.
Eins wird aber klar, daß die Philosophie ein betontes Verhältnis zur Weltanschauung als Haltung hat. Aber daraus erwächst nun eine neue Schwierigkeit, wenn wir bedenken, daß wir früher, zu Beginn der Vorlesung, sagten: Das Dasein als solches philosophiert; Philosophieren gehört zum Dasein, sofern es existiert. Nun sagen wir aber: Philosophieren ist nur möglich auf dem Grunde der Weltanschauung als Haltung, also nur in einer Grundform der Weltanschauung, mithin nicht in dem Dasein, dessen In-der-Welt-sein primär als Bergung bestimmt ist.
Bevor wir auf unsere Eingangsthese zum Schluß eingehen, muß kurz auf das Verhältnis der Philosophie als Grundhaltung zum Dasein als Bergung hingewiesen werden. Schon die Interpretation dieser beiden Grundmöglichkeiten zeigte, daß Haltung aus Bergung entsteht, in einem wesensgeschichtlichen Zusammenhang mit ihr steht und immer bleibt. Das besagt: