§ 71. Rückgang in die Ursprungsdimension
hier zeigt sich das Verwunderliche, daß Jung und Alt sich benimmt, als geschehe überhaupt nichts.
Wenn wir sagten, daß die Geschichte der Logik im Abendland von der griechischen Theorie des λόγος im Sinne des Aussagesatzes bestimmt ist und von da aus die Wissenschaft von den Sprachen überhaupt, dann muß doch zugleich erwähnt werden, daß derselbe Aristoteles, der - unter Aufnahme von wesentlichen Anstößen durch Platon - zum ersten Mal vordrang zu einer Einsicht in die Struktur des Satzes, auch in seiner Rhetorik die grandiose Aufgabe erkannte und in Angriff nahm, die Formen und Bildungen der nicht thetischen Rede einer Interpretation zu unterwerfen. Freilich, aus verschiedenen Gründen war die Macht der Logik zu stark, um diesem Versuch eine eigene Entwicklungsmöglichkeit offen zu lassen.
Diese Hinweise müssen genügen, um zu zeigen, daß es bei diesem Problem des Satzes um alles andere geht als eine Spezialfrage. Es schließt in sich die Aufgabe einer grundsätzlichen Auseinandersetzung mit der antiken Logik, die gar nicht einmal angesetzt werden kann, ohne diese Logik auf die antike Metaphysik zurückzubringen. Diese Aufgabe ist nach einer anderen Richtung zugleich die Grundlegung der Philologie im weiteren Sinne, worunter wir weder das Pauken von grammatischen Regeln und Lautverschiebungen verstehen, noch das den Literaten nachgemachte Geschwätz über Literatur, sondern die Leidenschaft für den λόγος, als in welchem der Mensch in seinem Wesentlichsten sich ausspricht, um mit solchem Ausspruch sich zugleich hinauszustellen in die Klarheit und Tiefe und Not der wesentlichen Möglichkeiten seines Handeins, seiner Existenz. Nur von hier aus bekommt alles scheinbar nur Handwerkliche der Philologie seine innere Berechtigung und seine echte, wenngleich relative Notwendigkeit.
Wir sind im Versuch einer ersten Interpretation des >als< auf den Aussagesatz geführt worden. Jetzt zeigt es sich: Dieser Aussagesatz ist zwar ein notwendiges Gebilde innerhalb der