§ 76. Entwurf als Urstruktur der Weltbildung
Entwurf als Urstruktur des genannten Geschehens ist die Grundstruktur der Weltbildung. Demgemäß sagen wir jetzt nicht nur teminologisch strenger, sondern auch in klarer und radikaler Problematik: Entwurf ist Weltentwurf. Welt waltet in und für ein Waltenlassen vom Charakter des Entwerfens. Mit Bezug auf die bisherige Terminologie ist Entwurf nur dieses ursprüngliche Geschehen, nicht mehr das jeweilig faktische konkrete Planen, überlegen, Verstehen; es ist darum auch schief, von einem Entwerfen in einem abgeleiteten Sinne zu sprechen.
Inwiefern ist nun — so fragen wir konkreter — der Entwurf die Urstruktur jenes dreifach charakterisierten Grundgeschehens? Unter ›Urstruktur‹ verstehen wir dasjenige, was ursprünglich jenes Dreifache in einer gegliederten Einheit einigt. ›Ursprüngliche‹ Einigung heißt, diese gegliederte Einheit in sich bilden und tragen. Im Entwurf müssen die drei Momente des Grundgeschehens nicht nur zugleich vorkommen, sondern {FCM 363} in ihm zu ihrer Einheit zusammengehören. Er selbst muß sich so in seiner ursprünglichen Einheit zeigen.
Es mag schwer sein, das, was wir mit Entwurf meinen, sofort in seiner ganzen einheitlichen Vielgestaltigkeit zu durchschauen. Und doch erfahren wir sofort das Eine deutlich und sicher: Mit >Entwurf< ist keine Abfolge von Handlungen gemeint, kein Vorgang, der zusammengestückt wäre aus einzelnen Phasen, sondern gemeint ist die Einheit einer Handlung, aber einer Handlung von ureigener Art. Das Eigenste dieses Handelns und Geschehens ist dieses, was sprachlich in dem >Ent-< zum Ausdruck kommt, daß im Entwerfen dieses Geschehen des Entwurfs den Entwerfenden in gewisser Weise von ihm weg-und fortträgt. Allein, fortnimmt zwar in das Entworfene, aber dort nicht gleichsam absetzt und verloren sein läßt, sondern im Gegenteil, in diesem Fortgenommenwerden vom Entwurf geschieht gerade eine eigentümliche Zukehrung des Entwerfenden zu ihm selbst. Aber warum ist der Entwurf eine solche fortnehmende Zukehr? Warum nicht ein
The Fundamental Concepts of Metaphysics p. 362