hat, geht er über zum eigentlichen Problem, d. h. zur Frage: Wann und wie ist das diesen verschiedenen Arten von Seiendem entsprechende Wahrsein und die entsprechende Entborgenheit (Entdecktheit) möglich? Er beginnt mit der Interpretation der Entborgenheit des Seienden, das bald so, bald anders sein kann, beim uneigentlichen Seienden, dessen Sein dem Wesen des Seins: beständige Anwesenheit, am wenigsten genügt, ihm gegenüber mangelhaft bleibt, unbeständig und eben deshalb zuweilen abwesend ist. Falls solche Entdecktheit überhaupt ist, wann und wie ist die Entdecktheit (Wahrheit) des unbeständig Ausbleibenden, des Zufälligen? Die Entborgenheit des Zufälligen ist nicht immer und zwar gerade dann nicht, wenn das Zufällige solches ist, wie es ist. Es liegt im Wesen des zufällig Seienden als Seienden, daß die ihm zugehörige Wahrheit nicht immer ist, was sie sein will — Wahrheit. Die Wahrheit wird zur Unwahrheit. Es liegt also primär nicht etwa an uns, dem erfassenden Menschen, nicht daran, daß wir uns zuweilen irren und verkehrt denken. Wie ist denn die Entborgenheit des Zufälligen, daß sie ihrem Wesen nach nicht immer ist, was sie ist, daß sie, die Entborgenheit, selbst zur Unwahrheit werden kann, und zwar daß ohne unser Erfassen das Seiende sich ändert? Wir sehen diese Kreide und sagen aus: »Die Kreide ist weiß«. Das ist eine wahre Aussage, weil sie in sich aufnimmt und das enthält, was diese Kreide in ihrer Unverborgenheit ist. Wir behalten diese wahre Aussage, verwahren diese Wahrheit und gehen damit nach Hause. Wir können zusammenkommen und uns über den Gegenstand unterhalten, ihn in der Vergegenwärtigung beschreiben. Inzwischen aber hat irgendjemand die Kreide rot angestrichen, oder sie hat aus irgendwelchen Gründen, die prinzipiell möglich sind, ihre Farbe geändert, dann ist unsere wahre Aussage unwahr geworden, ohne daß wir an ihr etwas änderten. Ja, gerade weil unsere wahre Aussage unverändert festgehalten wird, gerade deshalb wird sie unwahr, einfach durch das Seiende selbst und dessen Art zu sein, bald so, bald so. Umgekehrt, eine verstellende Aussage: »Die Kreide ist rot«, kann entdeckend werden.