φάναι. Das Einfache kann in seiner Entborgenheit nur gefaßt werden, wenn wir es einfach nur an-sehen, es in seiner Einfachheit und in nichts anderem weiter auf uns zu-stehen lassen. Oder wenn Aristoteles das φάναι τὸ ἀληθες des ἀπλοῦν kennzeichnet: Es ist ein θιγεῖν, ein bloßes Berühren, d. h. ein einfaches Greifen, kein Begreifen mehr, kein Erfassen des Einfachen als etwas anderes, kein Be-greifen, sondern einfach Greifen. Hier liegt keine ζήτησις und διδάξις im üblichen Sinne mehr vor, sondern bei den άπλά ist ein ετερος τρόπος38 erforderlich. Der Einfachgriff nach etwas ist die Zugangsweise, in der sich uns etwas unmittelbar in der nächsten, nichts dazwischen und davor duldenden Gegenwart rein an ihm selbst bekundet, d. h. die Entborgenheit des Einfachen als solchen, das nach Aristoteles nur zugänglich wird in diesem Greifen. Diese Entborgenheit ist nichts anderes als die reine Anwesenheit des Einfachen an ihm selbst, schlechthinnige Gegenwart, die alles noch nicht Anwesende und nicht mehr Anwesende schlechthin ausschließt, weil sie dessen ihrem Wesen nach nicht bedarf.
Wenn so das Einfache das Eigentlichste am Seienden ausmacht und wenn die Entborgenheit des Einfachen nichts anderes besagt als reinste Anwesenheit, die vor allem anderen, d. h. beständig ist, dann ist diese höchste Wahrheit des Einfachen das eigentlichste Sein des Eigentlichen am Seienden überhaupt, τὸ ὃν ἀληθές ist κυριώτατον δν.
Wie steht es nun mit der Ausschaltung des ὃν ἀληθές im Kapitel E 4?39 Erst jetzt wird klar, was dort gesagt ist, warum und inwiefern dort das ἀληθές ὄν ausgeschaltet ist. Dort ist es gefaßt als ἀληΌές der διάνοια, als ἀληθεύειν. Dort findet sich auch ein Verweis auf die ἀλήθεια der ἁπλά, von der gesagt wird, sie werde später behandelt.40 Allein, es zeigt sich auch bei den άπλά ein ἀληβεύειν des νοῦς qua νόησις. Dieses ist ebensowenig berechtigtes Thema. Entweder ist dann diese ganze Verweisung nicht
38 a.a.O., Z 17,1041 b 9 f.
39 Vgl. auch a.a.O., K 8, 1065 b 21 ff.
40 a.a.O., E 4,1027 b 27 ff.