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Kausalität und. Freiheit als kosmologisches Problem

aller Dinge überhaupt. Aus diesen drei Grundrichtungen möglichen Vor-stellens überhaupt ergeben sich drei Klassen von Ideen als Vorstellungen von etwas im allgemeinen hinsichtlich seiner Ganzheit. Die erste enthüllt die unbedingte Ganzheit und Einheit des Subjekts, die zweite die Einheit und Ganzheit des Mannigfaltigen der Erscheinungen, von denen wir jetzt wissen, daß sie eine fortlaufende Reihe von Bedingungen und Bedingtem bilden, die dritte die absolute Einheit der Bedingung aller Gegenstände des Denkens überhaupt. Im unmittelbaren Anschluß an diese Ableitung der Dreiheit des möglichen ideenhaften Vorstellens erwähnt Kant die drei überlieferten Disziplinen der Metaphysica specialis.



§ 22. Kausalität durch Freiheit.
Freiheit als kosmologische Idee


a) Das Problem der Freiheit entspringt aus dem
bzw. als Weltproblem.
Freiheit als ausgezeichneter Modus der Naturkausalität


Wir sagten, der erste Weg zur Frage nach der Freiheit führt über das Problem der Möglichkeit der Erfahrung als der Frage nach der Möglichkeit der Metaphysik, die als eigentliche die genannten drei Disziplinen umfaßt. In eine dieser Disziplinen muß demnach das Problem der Freiheit gehören. Die Frage nach der Freiheit begegnet auf dem Wege nach der Frage der Möglichkeit der eigentlichen Metaphysik. In welcher Disziplin bzw. in welcher Klasse von Ideen erwächst nun die Idee der Freiheit?

Freiheit kennen wir als Grundbedingung und Charakter der sittlich handelnden Person, also des eigentlichen Subjekts in der Subjektivität und Ichheit des Menschen. Vom »denkenden Subjekt«1 aber im Sinne des ideenhaften Vorstellens desselben handelt


1 a.a.O., A 334, B 391.


Martin Heidegger (GA 31) Vom Wesen der menschlichen Freiheit