183
Übergang zum Selbstbewußtsein

bis sie über Kant und Fichte bei Hegel in der »Phänomenologie« die umfassende und ausdrückliche absolvente Begründung erfährt. So sammeln sich gerade an dieser Stelle die entscheidenden Ansätze und Fragerichtungen des Seinsproblems der abendländischen Philosophie langsam in Einem. Die Frage nach dem ὄν ist vom antiken Ansatz her onto-logisch, zugleich aber schon, wie es bei Plato und Aristoteles heraustritt, wenngleich nicht entsprechend begrifflich entfaltet, onto-theo-logisch. Die Fragerichtung wird seit Descartes zugleich ego-logisch, wobei das ego nicht nur zentral ist für den Logos, sondern ebenso mitbestimmend für die Entfaltung des Begriffes θεός, was sich wiederum schon in der christlichen Theologie vorbereitet hat. Die Seinsfrage im Ganzen ist onto-theo-ego-logisch. Wichtig ist dabei, daß wir überall das »logisch« mitsagen. Der prägnante Ausdruck dieser Bezüge in ihrer ursprünglichen Durchgestaltung und geschlossenen Begründung liegt darin, daß für Hegel das Absolute — d. h. das wahrhaft Seiende, die Wahrheit — der Geist ist. Der Geist ist Wissen, λόγος; der Geist ist Ich, ego; der Geist ist Gott, λόγος und der Geist ist Wirklichkeit, das Seiende schlechthin, av.

Nur wenn man die Hegelsche Problematik so aus dem Ganzen der abendländischen Philosophie zusammensieht, und das nicht nur äußerlich, sondern im Sinne des inneren Zusammentreffens der sich unter sich gegenseitig bestimmenden Perspektiven der Fragenach dem Sein, nur dann hat man die Basis dafür, Hegel wirklich zu verstehen. Diese innere Motivation der Hegelschen Position als der Vollendung der abendländischen Philosophie gilt es herauszuarbeite nund vor allem herauszuhören in den entscheidenden Schritten der Geschichte der Phänomenologie selbst.

Sich selbst verborgen ist das Bewußtsein Selbstbewußtsein. Die absolvente Darstellung des Wissens kommt so nicht zu einem Fremden, Anderen, sondern umgekehrt, sie hat in einer ersten, entscheidenden Bewegung das Wissen aus seiner Entfremdung

GA 32