begreift. Die Befreiung ist nur eine echte, wenn er selbst darin frei wird, d. h. zu sich selbst und. .in den Grund seines Wesens zu stehen kommt.
Wir wiederholen unsere Leitfrage: was sagt uns das zweite Stadium über die ἀλήθεια? Erfahren wir etwas Positives über das Wesen der Wahrheit als Unverborgenheit? Kommen wir überhaupt über das hinaus, was das erste Stadium bereits zeigte: daß mit dem ἀληθές verschiedene andere Momente zusammengehen? Sehen wir gar schon einen inneren Bezug zwischen diesen?
Das Geschehnis des zweiten Stadiums ist ein Mißlingen. Was mißlingt eigentlich? Dies, daß der Gefesselte und Entfesselte auf die Unverborgenheit als solche stößt. Er kommt nicht zu ihr. Aber sagt Platon nicht, die Gefangenen seien von Kindheit auf vor das ἀληθές, das Unverborgene, gestellt? Gewiß; aber nicht vor das Unverborgene als Unverborgenes. Sie wissen nicht davon, daß und wie das Unverborgene, dem sie zugetan sind, ein solches ist, -daß da so etwas wie Unverborgenheitgeschieht. Dieses Geschehen der Unverborgenheit ist auch für den Entfesselten nicht da. Woran zeigt sich das? Er kann nicht unterscheiden zwischen den Schatten und den Dingen, Unverborgenem und Unverborgenem hinsichtlich seiner jeweiligen Unverborgenheit.
Allein, wir sagten doch, der Unterschied trete auseinander? Gewiß, der Unterschied zwischen Schatten und wirklichen Dingen meldet sich; doch der Entfesselte vollzieht nicht die Unterscheidung, kann den auseinandertretenden und so nahegelegten Unterschied als solchen nicht fassen und wirklich vollziehen, sich nicht dazu in ein Verhältnis bringen. Der Unterschied aber geschieht im Vollzug der Unterscheidung. Die Unterscheidung vollziehen wäre Mensch-sein, Existieren.
Daß der Unterschied sich lediglich meldet, woran liegt das? Das können wir nicht ohne weiteres sagen. Wir können nur sehen: die eingeleitete Befreiung mißlingt. Wir können daraus jetzt nur die Vermutung entnehmen, daß das Geschehen und