c) Die Würde des Seinsverständnisses nur im Bezug auf Existenz
Anfänglich begegnete uns dieses lediglich als ein merkwürdiger und vergessener Tatbestand. Wir versuchten dann über die Würdigkeit desselben uns klar zu werden. Wir versuchten eine völlige Entwürdigung, indem wir annahmen, das Seinsverständnis geschähe nicht. Dabei leuchtet die unbedingte Vorherrschaft und der Vorrang des Seinsverständnisses auf und somit leuchtet uns die wesenhafte Würde des Seinsverständnisses ein.
Das Seinsverständnis gab sich uns als das Fragloseste. Hat es sich jetzt als das Fragwürdigste herausgestellt? Es wäre voreilig, wenn wir das sagen wollten. Denn damit, daß jetzt gezeigt wurde, es sei nichts Gleichgültiges, sondern solches, was im Wesen der Existenz des Menschen die höchste Herrschaft und den höchsten Rang hat, also verdient, gewürdigt zu werden, damit ist doch noch nicht gesagt, daß wir es eines Fragens nach ihm würdigen sollen. Das Seinsverständnis hat auf Grund der gezeigten Herrschaft und des Ranges eine Würde verdient und verlangt mit Recht, entsprechend beachtet zu werden, wenn es sich um die Existenz des Menschen handelt. Aber daraus ergibt sich doch nicht ohne weiteres, daß das Seinsverständnis nun gerade dessen würdig sei, in Frage gestellt zu werden. Ganz abgesehen davon, daß es doch bezweifelt werden kann, ob das Fragen nach etwas und gar das »Auifragen« jederzeit eine Würdigung ist. |
Sollen wir nicht vielmehr das, was in sich Rang und Würde hat, ohne Frage anerkennen und gelten lassen? Fragen ist doch da nur wie ein Sich-einmengen, neugieriges Antasten, Abstand verlieren. Durch das Fragen ziehen wir doch das Befragte irgendwie in unseren Kreis und zu uns herab. So ergibt sich:
1.) Das Fragen und Befragen als solches ist überhaupt nicht ohne Weiteres ein Würdigen. 2.) ist nicht entschieden, ob und wie das Seinsverständnis, obzwar es in sich Rang und Würde hat, nun gerade als Weise der angemessenen Würdigung seiner Würde das Fragen nach ihm fordert.