Geschichtlichkeit und wesenhaften Verbundenheit des Menschen mit den Mitdaseienden kommt hier in den Ansatz des Selbst. Jener punktuelle, geschichts- und geistlose Charakter des Descartesschen Ich entspricht ganz dem, was ein Vorrang des mathematischen Denkens über dessen möglichen Gegenstand vorentscheidet.
Das Bewußtsein des Ich und seine Form bestimmt hier das Sein des Selbst. Wie verhängnisvoll sich dieser ganz willkürlich aus einer Vorherrschaft der mathematischen Methode entspringende Vorrang des Bewußtseins vor dem Sein in der Folgezeit nach Descartes ausgewirkt hat, wird uns im Hegelschen System begegnen. Das Ich: Verstand und verständiger Wille, aber nicht Geist; der spätere Geistbegriff ist noch nicht da.
ζ) Das Selbst als Ich und das Ich als »Subjekt«.
Der Wandel des Subjektbegriffs
Der zweite Beleg dafür, wie sehr durch den Descartesschen Ichgedanken die Fassung des Selbst des Menschen in eine bestimmte Richtung gewiesen wurde, ist folgender. Durch Descartes wird das Ich eigentlich zum Subjekt gemacht und seitdem so benannt. Gleich wie man meint, der Name »Metaphysik« sei ganz ursprünglich und eigens geschaffen zur Bezeichnung der rationalen Erkenntnis des Übersinnlichen, so denkt man auch, »Subjekt«, »subjektiv«, »Subjektivität« bedeutet von jeher Ich, ichlich, Ichheit. Subjekt im Unterschied zum Objekt. Aber das »Subjekt« hat ursprünglich und noch das ganze Mittelalter hindurch mit dem Begriff des Ich und Selbst des Menschen nicht das mindeste zu tun. Ganz im Gegenteil. Subjektum ist die Übersetzung des griechischen ὑποκείμενον und dies meint all jenes, was im voraus schon vorliegt, worauf wir stoßen und kommen, nämlich wenn wir uns anschicken, über das Seiende etwas auszumachen, und das heißt für den Griechen: auszusagen.
Daß das Seiende hier als dasjenige charakterisiert wird, worauf wir im Aussagen stoßen, ist gleichfalls nicht zufällig und