sehe, zu einer betonten Geltung, wie sie bei Aristoteles der Sache nach auch schon vorliegt, aber nicht ausdrücklich in Absicht auf Ableitung herausgestellt wird: dieses, daß der Widerspruch, genauer die Widerspruchslosigkeit, auftritt als Bestimmung des Wesens des Seinkönnens, der Möglichkeit.
Dagegen suchen wir vergebens nach der unmittelbaren Ursprünglichkeit des Fragens, dadurch der Grundsatz überhaupt als solcher begriffen und in seinem Wesensgehalt gegründet werden soll. Alles steht in fragloser Selbstverständlichkeit da. Und so ist es seit langem; eigentlich, seitdem Aristoteles sich mit dem Axiom abmühte. Nur Leibniz hat in die längst erstarrte Lehre noch einmal Bewegung gebracht, ohne freilich den ganzen Fragezusammenhang radikal genug aufzurollen. Dazu blieb er zu stark der Schulüberlieferung verhaftet.
Wenn seit langem der Satz und seine Behandlungsart in einer fast unantastbaren Selbstverständlichkeit sich bewegt, so darf das nicht als endgültige, schlechthinnige Fraglosigkeit genommen werden; viel eher müssen wir daran denken, daß diese im Grunde dünne Decke des Selbstverständlichen eines Tages zerbricht und wir dann zunächst ins Bodenlose durchbrechen.
Bei Aristoteles kreist das Fragen gerade um die Grundbegriffe und Grundsätze, genauer: diese sind noch gar nicht verfestigt, sondern alles bleibt in der Nähe der damit gemeinten sachlichen Wesenszusammenhänge. Und entsprechend suchen wir aber auch vergebens nach einem System oder auch nur nach dem Grundriß eines solchen. Diese Vorstellung von der Aristotelischen Philosophie ist völlig ungriechisch und erst später in der Zeit des Mittelalters durch die arabisch-jüdische und christliche Philosophie entstanden.
Umgekehrt ist aber für Wolff-Baumgarten in den Grundsätzen und Grundbegriffen alles klar und fraglos; und entsprechend vollzieht sich gleichsam reibungslos der Aufbau eines Gesamtsystems des eigentlichen Wissens, d.h. der Metaphysik. Und in dieser wird der höchste Wissensanspruch zur Geltung gebracht, sofern es unternommen wird, im Ausgang vom Grundsatz das summum ens in seinem Was- und Daß-sein abzuleiten.