den Fortschritts in Vereinigung und Unterscheidung eines möglichen Stoffs.
Leuchtet aber das Göttliche εν διαφερον εαυτω, das Ideal der Schönheit der strebenden Vernunft, so fodert sie nicht blind, und weiss, warum, wozu sie fodert.
Scheint, wie der Maitag in des Künstlers Werkstatt, dem Verstände die Sonne des Schönen zu seinem Geschäfte, so schwärmt er zwar nicht hinaus und lässt sein Nothwerk stehn, doch denkt er gerne des Festtags, wo er wandeln wird im verjüngenden Frühlingslichte.«
Wenn die Dichtung eine solche Macht ist, bedeutet die Frage, wie ein Volk zu ihr steht, einfach die Frage: Wie steht es mit diesem Volk selbst?
Wir wollen prüfen, ob wir noch im Machtbereich der Dichtung stehen, nicht durch allgemeine Erörterungen über Kunst und Kultur, sondern indem wir uns einer Dichtung und ihrer Macht aussetzen, nicht einer beliebigen Dichtung, sondern nur und gerade der Dichtung Hölderlins. Es kann sein, daß wir dann eines Tages aus unserer Alltäglichkeit herausrücken und in die Macht der Dichtung einrücken müssen, daß wir nie mehr so in die Alltäglichkeit zurückkehren, wie wir sie verlassen haben.
b) Der arbeitende Durchgang durch das Gedicht als Kampf gegen uns selbst
Aber nur so, wie der Dichter selbst der Dichtung Herr und Knecht wird, durch einen Kampf, nur so gewinnen wir über das vorhandene Gedicht hinaus den Raum der Dichtung. Der Kampf um die Dichtung im Gedicht ist der Kampf gegen uns, sofern wir in der Alltäglichkeit des Daseins aus der Dichtung ausgestoßen, blind, lahm und taub an den Strand gesetzt sind und den Wogengang des Meeres weder sehen noch hören noch spüren. Der Kampf gegen uns selbst aber meint keineswegs