flachsten Abkehr und Verstrickung in das vernutzte Gerede und seinen Schein. Das innige Beieinander dieser beiden widerstreitenden Gefahren, der Gefahr des schwer auszuhaltenden Wesens und der Gefahr des spielerischen Unwesens, erhöht die Gefährlichkeit der Sprache bis aufs höchste. Die Gefährlichkeit der Sprache ist ihre ursprünglichste Wesensbestimmung. Ihr reinstes Wesen entfaltet sich anfänglich in der Dichtung. Sie ist Ursprache eines Volkes (vgl. S. 217 f.). Das dichterische Sagen aber verfällt, wird zur echten und dann zur schlechten >Prosa< und diese schließlich zum Gerede. Von diesem alltäglichen Wortgebrauch, der Verfallsform also, geht die wissenschaftliche Besinnung auf die Sprache und die Sprachphilosophie aus und betrachtet dann die >Dichtung< als Ausnahme von der Regel. So ist alles auf den Kopf gestellt. Auch dann, wenn die Sprache als künstlerisches Gestaltungsmittel gefaßt wird, bleibt es im Grunde bei der werkzeuglichen Auffassung der Sprache als Ausdruck. Sie so zu nehmen ist alte Gewohnheit, weil einleuchtend. Das scheinbar am nächsten Faßbare an ihr, Laut und Schrift, ist Zeichen für Bedeutung und diese Zeichen für die Sache. So möchte man es fast für hoffnungslos ansehen, je eine wesentliche Wandlung der Erfahrung des Wesens der Sprache im geschichtlichen Dasein eines Volkes zur Durchsetzung zu bringen. Und doch muß das geschehen, wenn anders überhaupt noch ein Wandel des Daseins zurück in die Urbereiche des Seyns erwirkt werden soll.
Das Unwesen der Sprache kann allerdings nie beseitigt werden. Aber es läßt sich in seiner notwendigen Herrschaft eigens hinnehmen. Das Unwesen der Sprache kann so als Gefahr und Widerstand ergriffen werden, als Zwang zur ständig neuen Bewährung des Wesens gegen das Unwesen. In diesen Bereich des notwendigen Unwesens der Sprache und des damit gegebenen Scheins gehört auch jener Tatbestand, auf den wir beim ersten Versuch der Erfassung des Gedichtes gestoßen sind. Das Gedicht läßt sich, und zwar richtig, in der