sonnen oder rauschhaft erhaben, sei sie treu bewahrend und Geheimnisse kündend.
So ist die Grundstimmung der heilig trauernden, bereiten Bedrängnis, aus der nicht mehr ein ›ich‹ spricht, sondern ein ›wir‹, ein wahrhaftes Bewahren der entflohenen Himmlischen und damit ein Erharren des neuen drohenden Himmels gerade deshalb, weil sie ›irdisch‹ ist. Irdisch heißt nicht, von einem Schöpfergott geschaffen, sondern ungeschaffener Abgrund, in dem alles heraufkommende Geschehen erzittert und gehalten bleibt.
c) Ureigene Bewegtheit der Grundstimmung.
Gewesenheit und Vergangenheit
Schon dieses, daß wir die Grundstimmung nicht mit einem Wort unmittelbar benennen können und dürfen, weist darauf hin, daß die Stimmung in sich — als stimmend-gestimmte — wechselbezüglich und somit eine ureigene Bewegtheit ist. Diese wollen wir jetzt zum Abschluß unserer Auslegung der Verse 1 bis 38 verdeutlichen.
Die alten Götter sind als entflohene im Nicht-mehr-rufen-dürfen gerade da, da nicht als gegenwärtige, aber im verzichtenden Dasein da als die Gewesenen, d. h. noch Wesenden. Abwesend wesen sie gerade in der Abwesenheit des Gewesenen. Das Gewesene und seine Gewesenheit ist etwas grundsätzlich anderes als das Vergangene und seine Vergangenheit. Zwar benennen wir beides in der Sprache nicht eindeutig, zum Teil schon deshalb, weil wir im geläufigen Meinen der Zeit und Zeitmomente keine Unterschiede erfahren. Das Gewesene ist uns das Vergangene und umgekehrt. So wesentlich die Sprache in ihrem Sagen sein kann, sooft ist der unmittelbare Wortgebrauch zufällig und willkürlich. Das will sagen: Sprachgebrauch ist keine amtliche und schulmäßige ›Terminologie‹, und es geht gegen den Sinn der Sprache, allen Wortgebrauch
Hölderlin's Hymns Germania and the Rhine pp. 97-98