jenes, was gleichsam »macht«, daß dies Genannte ein Seiendes ist und nicht vielmehr nichtseiend, jenes, was am Seienden, wenn es ein Seiendes ist, das Sein ausmacht. Gemäß dieser zweifachen Bedeutung des Wortes »das Seiende« meint das griechische τὸ ὄν oft die zweite Bedeutung, also nicht das Seiende selbst, was seiend ist, sondern »das Seiend«, die Seiendheit, [24] das Seiendsein, das Sein. Dagegen nennt »das Seiende« in der ersten Bedeutung alle oder einzelne seienden Dinge selbst, alles in Rücksicht auf sie und nicht auf ihre Seiendheit, die οὐσία.
Die erste Bedeutung von τὸ ὄν meint τὰ ὄντα (entia), die zweite meint τὸ εἶναι (esse). Was am Kreidestück das Seiende ist, haben wir aufgezählt. Wir konnten dies auch verhältnismäßig leicht finden. Wir können überdies leicht einsehen, daß das Genannte auch nicht sein kann, daß diese Kreide zuletzt nicht hier und überhaupt nicht zu sein braucht. Was ist dann aber im Unterschied zu dem, was im Sein stehen oder ins Nichtsein zurückfallen kann, was ist im Unterschied zum Seienden - das Sein? Ist es dasselbe wie das Seiende? So fragen wir erneut. Allein, im vorigen haben wir das Sein nicht mitaufgezählt, sondern nur genannt: stoffliche Masse, weißgrau, leicht, so und so geformt, zerbrechlich. Wo steckt nun das Sein? Solches muß der Kreide doch zugehören, denn sie selbst, diese Kreide, ist.
Das Seiende begegnet uns allerorten, umgibt, trägt und bezwingt, bezaubert und erfüllt, erhöht und enttäuscht uns, aber wo ist und worin besteht bei all dem das Sein des Seienden? Man könnte erwidern: Diese Unterscheidung zwischen dem Seienden und dessen Sein mag sprachlich und auch bedeutungsmäßig zuweilen eine Wichtigkeit haben; man kann diesen Unterschied im bloßen Denken, d. h. im Vor-stellen und Meinen vollziehen, ohne daß dieser Unterscheidung am Seienden etwas Seiendes entspricht. Doch selbst dieser nur gedachte Unterschied ist fraglich; denn es bleibt unklar, was da unter dem Namen »Sein« gedacht werden soll. Indessen ist es genug,
Introduction to Metaphysics p. 34