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Beschränkung des Seins

steht, werden wir sehen, nachdem wir Heraklit selbst gehört haben.

Wir beginnen mit zwei Fragmenten, in denen Heraklit ausdrücklich vom λόγος handelt. Wir lassen das entscheidende Wort λόγος in der Übertragung mit Absicht unübersetzt, um erst aus dem Zusammenhang seine Bedeutung zu gewinnen.

Frg. 1: »Während aber der λόγος ständig dieser bleibt, gebärden sich die Menschen als die Nichtbegreifenden (ἀξύνετοι), sowohl ehe sie gehört haben, als auch nachdem sie erst gehört haben. Zu Seiendem wird nämlich alles κατὰ τὸν λόγον τόνδε, gemäß und zufolge diesem λόγος; indes gleichen sie (die Menschen) jenen, die nie erfahrend etwas gewagt haben, obzwar sie sich versuchen sowohl an solchen Worten als auch an solchen Werken, dergleichen ich durchführe, indem ich jegliches auseinanderlege κατὰ φύσιν, nach dem Sein, und erläutere, wie es sich verhält. Den anderen Menschen aber (die anderen Menschen, wie sie alle sind, οἱ πολλοί) bleibt verborgen, was sie eigentlich wachend tun, wie auch, was sie im Schlafe getan, nachher sich ihnen wieder verbirgt. «

Frg. 2: »Darum tut es not, zu folgen dem, d. h. sich zu halten an das Zusammen im Seienden; während aber der λόγος als dieses Zusammen im Seienden west, lebt die Menge dahin, als hätte je jeder seinen eigenen Verstand (Sinn).«

Was entnehmen wir aus diesen beiden Bruchstücken?

Vom Logos wird gesagt: 1. Ihm eignet die Ständigkeit, das Bleiben; 2. er west als das Zusammen im Seienden, das Zusammen des Seiend, das Sammelnde; 3. alles was geschieht, d. h. in das Sein kommt, steht da gemäß diesem ständigen Zusammen; dieses ist das Waltende.

Was hier vom λόγος gesagt wird, entspricht genau der eigentlichen Bedeutung des Wortes: Sammlung. Wie jedoch das deutsche Wort 1. das Sammeln und 2. die Gesammeltheit meint, so bedeutet hier λόγος die sammelnde Gesammeltheit, das ursprünglich Sammelnde. Λόγος heißt hier weder Sinn, noch Wort, noch Lehre, noch gar »einer Lehre Sinn«, sondern: