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Beschränkung des Seins

Logos als Aussage nicht nur in bezug auf die φύσις mit dieser auseinandertritt, sondern ihr gegenüber- und zugleich auftritt als der maßgebende Bereich, der zum Ursprungsort der Seinsbestimmungen wird.

Der Logos, φάσις, Spruch im Sinne der Aussage, entscheidet aber so ursprünglich über das Sein des Seienden, daß jedesmal dann, wenn ein Spruch gegen den anderen steht, wenn ein Wider-spruch, ἀντίφασις, besteht, das Widersprechende nicht sein kann. Umgekehrt ist das, was sich nicht widerspricht, zum mindesten seinsmöglich. Die alte Streitfrage, ob der Satz vom Widerspruch bei Aristoteles eine »ontologische« oder eine »logische« Bedeutung habe, ist falsch gestellt, weil es für Aristoteles weder »Ontologie« noch »Logik« gibt. Beides entsteht erst auf dem Boden der aristotelischen Philosophie. Der Satz vom Widerspruch hat vielmehr »ontologische« Bedeutung, weil er ein Grundgesetz des Logos, ein »logischer« Satz ist. Die Aufhebung des Satzes vom Widerspruch in der Dialektik Hegels ist daher im Prinzip keine Überwindung der Herrschaft des Logos, sondern nur die höchste Steigerung. [Daß Hegel die eigentliche Metaphysik, d. h. »Physik« mit dem Namen »Logik« betitelt, erinnert sowohl an den Logos im Sinne des Ortes der Kategorien, als auch an den Logos im Sinne der anfänglichen φύσις.]

In der Gestalt der Aussage ist der Logos selbst zu etwas Vorfindlichem geworden. Dieses Vorhandene ist deshalb etwas Handliches, was gehandhabt wird, um die Wahrheit als Richtigkeit zu gewinnen und sicherzustellen. Daher liegt es nahe, diese Handhabe der Wahrheitsgewinnung als Werkzeug, οργανον, zu fassen und das Werkzeug in der rechten Weise handlich zu machen. Das ist umso nötiger, je entschiedener mit dem Wandel der φύσις zum εἶδος und des λόγος zur κατηγορία die ursprüngliche Eröffnung des Seins des Seienden ausgesetzt hat, und das Wahre als das Richtige auf dem Wege der Diskussion, der Lehre und der Vorschriften nur noch verbreitet und verbreitert und so immer ebener wird. Hierfür muß der Logos als