vor ihrem Erscheinen erschüttert! Verstehen wir sie aber von Anfang an und ständig im Lichte und in der Absicht der Grundfrage der Philosophie nach dem Seyn, dann begreifen wir gerade von ihr aus, nach vorn blickend, warum Schelling trotz allem mit seiner Philosophie scheitern mußte, d. h. in der Weise scheitern mußte, wie er scheiterte; denn jede Philosophie scheitert, das gehört zu ihrem Begriff. Der gemeine Verstand freilich folgert daraus: also lohnt es sich nicht!, weil ihm ja nur das als etwas gilt, was greifbar sich lohnt. Der Philosoph folgert umgekehrt daraus die unzerstörbare Notwendigkeit der Philosophie, und dieses nicht in der Meinung, als könnte eines Tages doch dieses Versagen überwunden und die Philosophie »fertig« gemacht werden. Vollendet ist die Philosophie immer dann, wenn ihr Ende das wird und bleibt, was ihr Anfang ist, die Frage. Denn nur indem die Philosophie wahrhaft im Fragen stehen bleibt, zwingt sie das Frag-würdige in den Blick; indem sie aber dieses der höchsten Frage Würdigste eröffnet, wirkt sie mit am Vollzug der Offenbarkeit dessen, was von Grund aus das Nichts und das Nichtige überwindet und übersteigt, am Vollzug der Offenbarkeit des Seyns. Das Seyn ist das Würdigste, weil es den höchsten Rang vor allem Seienden und in allem Seienden und für alles Seiende behauptet. Das Seyn ist der Aether, in dem der Mensch atmet, ohne welchen Aether er zum bloßen Vieh und sein ganzes Tun zur bloßen Viehzüchtung herabfällt.
Weil Schellings Abhandlung über die menschliche Freiheit im Kern eine Metaphysik des Bösen ist und weil damit in die Grundfrage der Philosophie nach dem Seyn ein neuer wesentlicher Stoß kommt und weil diesem Anstoß bisher jede Entfaltung versagt blieb, weil aber solche Entfaltung nur in einer höheren Verwandlung fruchtbar werden kann, deshalb wird hier die Auslegung der Freiheitsabhandlung versucht; das ist der eigentliche philosophische Grund für diese Wahl.
Mit dem Satz über die menschliche Freiheit als dem Vermögen zum Guten und zum Bösen ist die Einleitung ins Ziel gekommen;