tiefes Wissen und ein noch tieferer Ernst dazu, um das zu begreifen, was Nietzsche mit Nihilismus bezeichnet. Für Nietzsche ist das Christentum ebenso nihilistisch wie der Bolschewismus und daher ebenso wie der bloße Sozialismus.
Gemäß der notwendigen Zugehörigkeit zu dieser Bewegung der abendländischen Geschichte und zufolge der unumgänglichen Kritik der bisherigen Wertsetzungen ist die neue Wertsetzung notwendig eine Umwertung aller Werte. Deshalb bezeichnet der Untertitel, der, wie erwähnt, in der letzten Phase von Nietzsches Philosophieren zum Haupttitel wird, den allgemeinen Charakter der Gegenbewegung zum Nihilismus innerhalb des Nihilismus. Innerhalb, weil keine geschichtliche Bewegung aus der Geschichte herausspringen und schlechthin von vorne anfangen kann, sondern um so geschichtlicher ist, d. h. um so ursprünglicher Geschichte gründet, je eher sie das Bisherige aus der Wurzel überwindet, also im Wurzelbereich eine neue Ordnung schafft. Die große Erfahrung aus der Geschichte des Nihilismus ist es nun, daß alle Wertsetzungen kraftlos bleiben, wenn ihnen nicht die entsprechende Grundhaltung des Wertens und die entsprechende Denkweise entgegenkommen.Jede Wertsetzung im wesentlichen Sinne muß nicht nur die Möglichkeiten ausbilden, um überhaupt »verstanden« zu werden, sondern sie muß zugleich und im voraus jene züchten, die der neuen Wertsetzung die neue Haltung entgegenbringen, um sie in die Zukunft zu tragen. Die neuen Bedürfnisse und Ansprüche müssen gezüchtet werden. Und dieser Vorgang verbraucht gleichsam das meiste der Zeit, die geschichtlich den Völkern beschieden ist. Die großen Zeitalter sind, weil sie groß sind, in der Häufigkeit meist einzig und in der Dauer sehr kurz, so wie die größten Zeiten des einzelnen Menschen im einzigen Augenblick Zusammengehen. Eine neue Wertsetzung schließt in sich die Schaffung und Festigung der Bedürfnisse und Forderungen, die den neuen Werten entgegenkommen. Daher soll das Werk seinen Abschluß finden in dem IV. Buch: »Zucht und Züchtung«.