ist. Doch das könnte nur gezeigt werden auf dem Wege eines ganz anders angesetzten, vom Werk her kommenden Fragens nach der Kirnst. Es dürfte durch die bisherige Darstellung von Nietzsches Ästhetik schon merklich geworden sein, wie wenig, und wenn je, dann wie nur sehr beiläufig und fast behelfsmäßig vom Kunstwerk gehandelt ist.
Und dennoch, so wie die schärfere Fassung des Wesens des Rausches uns auf den inneren Bezug zur Schönheit führte, so ließ auch die Betrachtung des Schaffens und Schauens es nicht zu, hier nur leiblich-seelische Abläufe anzutreffen. Vielmehr zeigte sich im ästhetischen Zustand erneut der Bezug auf die »Hauptzüge«, die im »Idealisieren« herausgetrieben werden, auf das Einfachere und Stärkere, was der Künstler am Begegnenden heraussieht. Das ästhetische Gefühl ist eben nicht einfach ein blinder und ungebundener Kitzel, eine uns nur durchschießende Annehmlichkeit des Wohlbefindens und schwimmenden Behagens, sondern das Gefühl, und damit, der Rausch, ist in sich bezogen auf Hauptzüge, d. h. überhaupt auf ein Gezüge und Gefüge.
§18. Der Rausch als formschaffende Kraft
a) Form als Zuständlichkeit des ursprünglichen Verhaltens
zum Seienden
So müssen wir uns erneut von der scheinbar einseitigen Betrachtung der bloßen Zuständlichkeit hinwenden zu dem, was im Gestimmtsein die Stimmung bestimmt. Wir nennen es im Anschluß an die übliche Begriffssprache der Ästhetik, die auch Nietzsche mitspricht, die »Form«.
Der Künstler, von dem aus, d. h. in den zurück und aus dem her Nietzsche immer zuerst blickt, auch wenn er von Form und Werk spricht, hat darin seine Grundhaltung, daß er »keinem Dinge einen Wert zugesteht, es sei denn, daß es Form zu werden weiß« (WzM n. 817; XVI, 245).