Weil auf diesen logischen Gefühlen die ästhetischen Wertschätzungen gründen, deshalb sind diese ästhetischen auch »fundamentaler als die moralischen«. In welchem Sinne sind sie fundamentaler? Wir wissen bereits: Nietzsches entscheidende Schätzungen haben zum Maßstab die Steigerung bzw. die Hemmung des »Lebens«. Nim sind für ihn aber die logischen Grundgefühle, das Wohlgefallen am Geordneten, Begrenzten, nichts anderes als »die Wohlgefühle aller organischen Wesen im Verhältnis zur Gefährlichkeit ihrer Lage oder zur Schwierigkeit ihrer Ernährung. Das Bekannte tut wohl, der Anblick von etwas, dessen man sich leicht zu bemächtigen hofft, tut wohl usw.« (XIV, 133) Das Wohl-tuende gibt das Gefühl der Sicherheit und Herrschaft, des Sich-behaupten-könnens.
So ergibt sich, wenn auch sehr roh, folgender Stufenbau der Wohlgefühle: zuunterst die biologischen Wohlgefühle der Lebensdurchsetzung und Behauptung, über diesen und ihnen zugleich dienstbar die logischen, mathematischen, diese als Grundstock für die ästhetischen. So ist die ästhetische Lust an der Form auf gewisse Bedingungen des Lehensvollzugs als solchen zurückgeführt. Unser Blick, der auf die Formgesetzlichkeit ging, ist wieder umgewendet und auf die reine Lebenszuständlichkeit gerichtet (vgl. XIV, 133).
c) Zusammenfassung und Ausblick: Die Untauglichkeit der Unterscheidung des Subjektiven und des Objektiven zur Klärung des ästhetischen Verhältnisses
So ist unser ganzer bisheriger Weg durch Nietzsches Ästhetik nicht künstlich angelegt, sondern durch die Sache, durch Nietzsches Grund Stellung zur Kunst erzwungen: Ausgehend vom Rausch als dem ästhetischen Grundzustand sind wir übergegangen zur Schönheit, von ihr zurück in die Zustände des Schaffens und Aufnehmens, von diesen zu dem, worauf als das Bestimmende sie bezogen sind, zur Form, von der Form zur Lust am Geordneten als einer Grundbedingung des leibenden