in die Sammlung unseres Wesens. Das Ver-nehmen istLeiden im Sinne der zugleich ausbreitsamsten und innigstenLeidenschaft. Alles Fassen bemißt sich nach dem Maß der Kraftzu solchem Leiden.
Das Fassen geschieht allein dem Leiden nach. Darin liegt fürHölderlin vor allem: die Freiheit von allem Verzwungenen und Verzwingen und Errechnen, von allem Verkennen der Zeit, des Augenblicks, wann es die Zeit ist. Denn wie sollte anders als im Sinne jenes wesentlichen Leidens Einer fern ahnen den Gott, wo doch vom Gott gilt:
Denn es hasset
Der sinnende Gott
Unzeitiges Wachstum4.
Nach dem, was früher kurz über Hölderlin im Zusammenhangder Aufgabe der Besinnung auf den Anfang gesagt wurde, istes freilich kein Zufall, daß wir zur Erläuterung dessen, was wir mit »Leiden« als der wesentlichen Vollzugsart des Notwendigen meinen, auf den Dichter hinweisen.
1) Die τέχνη als Grundhaltung zur φύσις, in der sich die Bewahrung des Er-staunlichen (der Seiendheit des Seienden) entfaltet und festlegt. Die τέχνη hält das Walten der φύσις in der Unverborgenheit
Das Aushalten der nötigenden Grundstimmung ist als Vollzugder Notwendigkeit ein Leiden in dem angezeigten Sinne, und das ist das Wesen des denkerischen Fragens. In solchem Leidenwird dem zu Fassenden entsprochen, indem der Fassende ihmgemäß sich verwandelt. Ihm gemäß - das will sagen: Das zuFassende, hier das Seiende als solches in seiner Seiendheit,zwingt den Fassenden in eine Grundstellung, kraft derer diereine Anerkenntnis der Unverborgenheit des Seienden sich entfalten
4 a.a.O., S. 218.