— nur eine andere. Nietzsche bej aht in der Tat die Frage und sagt: Die Welt ist — »in Wahrheit«! — eine werdende. Es gibt nichts »Seiendes«. Er bejaht aber nicht nur die Welt als eine Welt des » Werdens«, er weiß auch, daß diese Bejahung als Auslegung der Welt gleichfalls eine Wertsetzung ist. So notiert er sich einmal in der Zeit der Niederschrift der erörterten Aufzeichnung (n. 507): »Gegen den Wert des Ewig-Gleichbleibenden (v. Spinozas Naivität, Descartes' ebenfalls) den Wert des Kürzesten und Vergänglichsten, das verführerische Goldaufblitzen am Bauch der Schlange vita —« (WzM n. 577; Frühjahr bis Herbst 1887).
Hier setzt Nietzsche eindeutig einen Wert gegen den anderen, und der von ihm gesetzte» Wert« ist als Wert, d. h. als Lebensbedingung wiederum dem »Leben« abgenommen und abgelesen, aber in einem anderen Blick auf das Wesen des Lebens: das Leben nicht als das sich Festigende und Festgemachte, in seinem Bestand sich Sichernde und Gesicherte, sondern das Leben als Schlange — als das sich Ringelnde und Schlingende und in sich selbst, in den eigenen Wesensring, Zurück- und stets sich Einrollende und im Ring als Ring stets Fortrollende, ewig Werdende — das Leben als Schlange, deren Ruhe nur scheinbar und nur das Ansichhalten eines Aufschnellens und Aufspringens ist. Daher wird die Schlange eine Gefährtin der Einsamkeit Zarathustras.
Nietzsche setzt gegen das Wahre, d. h. Sichergestellte, Aus- und Festgemachte und in diesem Sinne Seiende, das Werdende. Nietzsche setzt gegenüber dem »Sein« als höheren Wert das »Werden« (vgl. n. 708). Wir entnehmen daraus zunächst nur dieses Eine: die Wahrheit ist nicht der höchste Wert. »Der Glaube >so und so ist es< zu verwandeln in den Willen >so und so soll es werden<.« (n. 593; 1885/86) Die Wahrheit als Für-wahr-halten, das Sichfestlegen auf ein endgültig fest-und ausgemachtes »So ist es« kann nicht das Höchste des Lebens sein, weil es die Lebendigkeit des Lebens, sein übersichhinauswollen und Werden verleugnet. Dem Leben seine Lebendigkeit einräumen, daß