EINLEITUNG


Die Notwendigkeit eines geschiehtLiehen Denkens


§ 1. Schellings Abhandlung als Gipfel der Metaphysik des deutschen Idealismiis


Hier wird nach der Ankündigung von der Metaphysik des deutschen Idealismus gehandelt. Wir versuchen das auf dem Wege einer Auslegung der »Freiheitsabhandlung« Schellings. So wird eine vereinzelte Schrift eines einzigen Denkers dieser Epoche ausgesondert. Dies Verfahren ist in der Ordnung, wenn wir uns überhaupt darauf beschränken, nur diese Schrift dieses Denkers kennenzulernen und damit einen beschränkten Umkreis des Denkens des deutschen Idealismus uns näherzubringen. Dies Verfahren wird jedoch alsbald bedenklich, wenn dahinter der Anspruch steht, »die Metaphysik des deutschen Idealismus« auf solchem Wege zu durchdenken. Dieser Anspruch leitet uns allerdings.

Dann bedarf das beabsichtigte einseitige Vorgehen doch einer besonderen Rechtfertigung. Wie anders sollte diese geleistet werden als durch ein Wissen dessen, was in dieser vereinzelten Abhandlung Schellings gedacht wird? Wobei wir schon voraussetzen, daß diese vereinzelte Abhandlung den Gipfel der Metaphysik des deutschen Idealismus erreicht. Dies zu erkennen gelingt uns aber frühestens im Abschluß einer vollzogenen Auslegung oder vielleicht gar erst nach einer mehrfachen Auslegung.

Wann ist dieser scheinbar vereinzelte und willkürliche Weg gerechtfertigt und sogar notwendig?

1. Wenn Schellings Abhandlung der Gipfel der Metaphysik des deutschen Idealismus ist.

2. Wenn in dieser Abhandlung alle wesentlichen Bestimmungen dieser Metaphysik zum Austrag kommen.

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