Eine andere Stelle aus der Ilias X (22) Vers 277 nennt den gleichen Sachverhalt. Achilles hat im Zweikampf mit Hektor beim ersten Lanzenwurf diesen gefehlt, weil Hektor sich duckte. Die Lanze fuhr in den Boden:
ἀνὰ δ᾽ ἥρπασε Παλλὰς Ἀθήνη,
ἂψ δ᾽ Ἀχιλῆϊ δίδου, λάθε δ᾽ Ἕκτορα, ποιμένα λαῶν.
Voss übersetzt:
»ihn (den Wurfspieß) ergriff und reichte die Göttin schnell dem Peleiden zurück, unbemerkt von dem streitbaren Hektor«.
Das ist »gut« deutsch gedacht und gesagt: Athene gibt dem Achilles, unbemerkt von Hektor, die Lanze zurück. Griechisch gedacht aber heißt es: Athene blieb vor Hektor verborgen bei (in) ihrem Zurückgeben der Lanze. Wiederum sehen wir, wie das »verborgen« den Grundzug des Verhaltens der Göttin ausmacht, welcher Grundzug der Verbergung ihrem besonderen Tim erst den Charakter seines »Seins« gibt. Scharf und knapp kommt der Sachverhalt der geraden Umkehr des Erfahrens, Denkens und Sagens bei uns im Verhältnis zu den Griechen an dem bekannten epikureischen Sprichwort zum Vorschein. Es lautet: λάθε βιώσας; wir übersetzen in »richtiges Deutsch«: »Lebe im Verborgenen.« Der Grieche sagt: »Bleibe verborgen in der Weise, wie du dein Leben führst.« Die Verborgenheit bestimmt hier den Charakter der Anwesenheit des Menschen unter Menschen. Das »verborgen« und »unverborgen« ist ein Charakter des Seienden selbst, nicht aber ein Charakter des Merkens und Fassens. Gleichwohl hat doch das Vernehmen und Sagen auch für die Griechen den Grundzug der »Wahrheit« oder »Unwahrheit«.
Aus den wenigen Hinweisen mag deutlich werden, wie entschieden der Bereich und das Ereignis der Verbergung und der Verborgenheit für die Griechen das Seiende und das