seines Erscheinens notwendig das Retten und das Behalten des Un-verborgenen. Das Behalten gründet in einem ständigen Retten und Bewahren. Reinen Wesens geschieht dieses Bewahren des Unverborgenen, wenn der Mensch frei um das Unverborgene wirbt, und zwar unausgesetzt und längs der todesträchtigen Fahrt auf der Erde. Frei um etwas werben und nur darauf denken, heißt griechisch μνάομαι; das »ständige« und stetige, das sich einer Bahn und Fahrt entlang zieht, heißt griechisch ἀνά —, das ständige Denken auf etwas, das reine Retten des Bedachten in die Unverborgenheit ist die ἀνάμνησις. Das sich zeigende Seiende, das als solches in die Unverborgenheit kommt, begreift Platon als das in die Sicht Tretende und so in sein Aussehen Aufgehende. Das »Aussehen«, darin stehend etwas unverborgen anwest, d. h. ist, heißt εἶδος. Die Sicht und der Anblick, den etwas darbietet und durch den es den Menschen anblickt, heißt ἰδέα. Im Sinne Platons gedacht, ereignet sich die Unverborgenheit als ἰδέα und εἶδος. In diesen und durch sie west das Seiende, d. h. das Anwesende, an. Die ἰδέα ist das Gesicht, mit dem jeweils das sich entbergende Seiende den Menschen ansieht. Die ἰδέα ist die Anwesenheit des Anwesenden: das Sein des Seienden. Weil aber die ἀλήθεια die Überwindung der λήθη ist, muß das Unverborgene in die Unverborgenheit gerettet und in ihr geborgen werden. Der Mensch kann nur so zum Seienden als dem Unverborgenen sich verhalten, daß er ständig auf die Unverborgenheit des Unverborgenen, d. h. die ἰδέα und das εἶδος, denkt und so das Seiende vor dem Entzug in die Verbergung rettet.
Im Sinne Platons, und d. h. griechisch gedacht, ist deshalb der Bezug zum Sein des Seienden die ἀνάμνησις. Man übersetzt dies Wort mit »Erinnerung« oder gar mit »Wiedererinnerung«. Durch diese Übersetzung ist alles ins »Psychologische« gewendet und der wesenhafte Bezug zur ἰδέα überhaupt nicht getroffen. Die Übersetzung von άνάμνησις mit »Wiedererinnerung« führt zur Meinung, hier handle es sich nur darum, daß dem Menschen etwas »Vergessenes« wieder einfalle. Aber wir wissen
Parmenides p. 124