τὸ μὴ δῦνόν ποτε πῶς ἄν τις λάθοι;
»Vor dem ja nicht Untergehen je, wie möchte irgendwer dem verborgen sein« -da nämlich im niemals Untergehen und im Wesen eines jeden τίς die ἀλήθεια west?
Allein wir hörten auch dies: das Wesen der φύσις ist niemals ein eitel Aufgehen, das wie aus dem Nichts und grundlos ersteht. φύσις κρύπτεσθαι φιλεῖ -»das Aufgehen die Gunst schenkt's dem Sichverbergen.« Wenn aber die ἀλήθεια der Wesensgrund der φύσις ist, dann verstehen wir jetzt erst den Namen ἀλήθεια - Un-verborgenheit, Ent-bergung. Die ἀλήθεια west aus der Verborgenheit und in der Bergung. Die ἀλήθεια ist, wie ihr Name sagt, nicht eitel Offenheit, sondern Unverborgenheit des Sichverbergens. Man übersetzt und denkt die ἀλήθεια längst und überhaupt niemals anders als in dem Sinne, den wir mit dem Namen »Wahrheit« benennen.
Das Denken der Metaphysik kennt die Wahrheit nur als einen Charakter des Erkennens. Darum bleibt für alles bisherige Denken der jetzt gegebene Hinweis darauf, daß die »Wahrheit« im Sinne der ἀλήθεια der Wesensanfang der φύσις selbst und der zugehörigen Götter und Menschen sei, nach jeder Hinsicht befremdlich. Ja, es ist sogar gut und entscheidend, daß wir dieses Befremdliche festhalten und uns nicht übereilt einreden, die ἀλήθεια sei ›selbstverständlich‹ nicht, wie die Metaphysik bisher gemeint, eine bloße Auszeichnung des erkennenden Verhaltens, sondern der Grundzug des Seins selbst. Es bleibt befremdlich für uns und muß befremdlich bleiben, daß die Wahrheit das anfängliche Wesen des Seins, der Anfang selbst ist. Wenn jedoch, wie wir früher anmerkten, der Anfang dasjenige ist, was nicht als Vergangenes hinter uns, sondern als das alles Wesende im vorhinein an sich ziehende und an sich fangende uns schon überholt hat und uns vorauswesend erst auf uns zukommt, dann bedarf es für uns, für das gegenwärtige und das abendländische Weltalter überhaupt eines anfänglichen Wandels, hinter dem jede bisher in