was begegnet und anwest. Die» Wege« sind die Pfade für die Gänge des entbergenden Aufgehens und des verbergenden Insich-zurück-gehens. Aber warum kann der Mensch das Äußerste der Ausgänge seines Wesens nicht und nie auffinden? Weil der λόγος der Menschenseele so »tief« ist — οὕτω βαθὺν λόγον ἔχει.
Bereits früher, und wie wir jetzt merken können, im Vorblick auf diesen Spruch des Heraklit, wurde über das Wesen der Tiefe einiges gesagt. Das Wesen der Tiefe liegt nicht darin, die Gegenerstreckung zur Höhe zu bilden. Das Wesen der Tiefe liegt in der sich dabei selbst verbergenden Weisung in eine noch unausgemessene Weite der Verbergung und Verschließung. Wir übersetzen daher βαθύς nicht mit »tief«, sondern mit »weitweisend« und »weitgewiesen«, ein Wort, das freilich auch wie jedes übersetzende Wort der begleitenden Auslegung bedarf im Hinblick auf das, womit und in Bezug worauf es gesagt wird. βαθύς — weitgewiesen, weitweisend, ist gesagt vom λόγος der Menschenseele.
In der Seele des Menschen, d. h. im Wesen des Menschen west ein weitweisendes Lesen und ein weitgewiesenes Sammeln. Wohin dieses ausholt und einholend auslangt, was dieses Sammeln in seinem Wesen, d. h. als Bewahren und Wahren, eigentlich wahrt bzw. nicht wahrt und in gewisser Weise ausläßt und vorbeiläßt und verliert, das kann der Mensch selbst durch sein Gehen auf den Pfaden der Seele nicht ausmachen.
Allein, sagt nicht das Fragment 50, daß der λόγος der Menschenseele das ὁμολογεῖν sei, und daß dieses darin bestehe, ›auf‹ den Λόγος selbst zu ›hören‹? Wird damit nicht klar gesagt, worin das ›Aufhören‹ der ψυχή besteht? Die Seele als das einholende Ausholen ›hört dort auf‹, d. h. geht zu anderem ›aus‹ und zu anderem ›über‹, wo dieses ›Aufhören‹ ist ein ›Hören auf‹, das ὁμολογεῖν als das Sichsammeln auf die ursprüngliche Versammlung. Wird so nicht das genannt, wohin die Gänge ihrer Pfade im Äußersten ausgehen? Wird so nicht gesagt, wie tief der menschliche λόγος ist? Der Λόγος als das Sein selbst