VORBETRACHTUNG
Wissenschaft und Universitätsreform
Das Problem, dessen wissenschaftliche Umgrenzung, Entfaltung und streckenweise Lösung dieser Vorlesung als Aufgabe gestellt ist, wird zusehends entschiedener und radikaler die vorbereitenden Anfangssätze als ihm selbst inkongruent und sogar wesensfremd erscheinen lassen.
Es liegt im sinnmäßigen Zuge der zu verfolgenden wissenschaftlichen Idee, daß wir mit der Gewinnung der echtmethodischen Erkenntnisstellung über uns selbst hinaus- und wegschreiten und uns selbst methodisch zurücklassen müssen in der Sphäre, die der ureigensten Problematik der zu fundierenden Wissenschaft ewig fremd bleibt.
Diese modifizierende Antastung, Umwendung und gar Ausschaltung des naiven Bewußtseins unmittelbaren Lebens ist keine Zufälligkeit, beruhend etwa auf einer willkürlich gewählten Anlage oder Stoffverteilung der Vorlesung oder auf einem sogenannten philosophischen »Standpunkt« - sie wird sich vielmehr als eine Notwendigkeit ausweisen, gründend im Wesen der Sachlichkeit des Problems als solchem, gefordert von der spezifischen Artung des wissenschaftlichen Problemgebietes überhaupt.
Die Idee der Wissenschaft also — und jedes Stück echter Realisierung ihrer - bedeutet für das unmittelbare Lebensbewußtsein einen irgendwie umgestaltenden Eingriff in dieses; sie bringt mit sich eine Überführung in eine neue Bewußtseinsstellung und damit eine eigene Form der Bewegtheit des Lebens des Geistes.
Allerdings ist dieser Einbruch der Idee der Wissenschaft in den Zusammenhang des natürlichen Lebensbewußtseins im ursprünglichen, radikalen Sinne nur in der Philosophie als der