und einen historischen Überblick über die verschiedenen Lösungsversuche. Wenn Wissenschaften und Philosophie verschieden sind, ist es fraglich, ob der Philosoph dieses Schema der Einleitung einfach übernehmen darf, wenn er das eigentlich Philosophische zu seinem Recht kommen lassen will. Man erkennt den Philosophen an seiner Einleitung in die Philosophie. Eine Einleitung nach dem üblichen Schema verdeckt die philosophischen Zusammenhänge. Eine Einleitung in die Biologie, die Chemie, die Literaturgeschichte sind sachhaltig sehr verschiedenartig, aber sie besitzen eine große formale Ähnlichkeit; sie befolgen alle dasselbe Schema. In der Idee der Wissenschaft, — nicht logisch-abstrakt, sondern konkret genommen als Wissenschafts- Vollzug, als wirkliche Forschung, Mitteilung, nicht etwa als reines rationales System verstanden — ist der Sinn des Einleitungsschemas verständlich motiviert. Die Wissenschaften entspringen nun historisch aus der Philosophie — und auch ihrem Sinn nach. »Entspringen« hat hier einen ganz bestimmten Sinn. Meist faßt man es so auf, daß aus einer allgemeinen Wissenschaft sich bestimmte Einzel-Disziplinen abgesplittert, d. h. sich verselbständigt haben. Hier ist gemeint: Entspringen als Determinieren eines bestimmten, von der Philosophie zuvor bearbeiteten Sachgebietes in selbständiger Methode. Dabei setzt man voraus, daß die Philosophie auch selbst eine Wissenschaft ist. Diese Auffassung des Entspringens der Wissenschaften aus der Philosophie als der »erkenntnismäßigen Befassung mit der Welt«, in der die Wissenschaften schon embryonal angelegt wären, ist ein Vorurteil, daß die heutige Auffassung der Philosophie in die Geschichte zurückprojiziert hat. Nur eine bestimmte ausformende Modifikation eines in der Philosophie angelegten Momentes, das aber in der Philosophie noch in seiner ursprünglichen Gestalt, also noch unmodifiziert liegt, macht die Wissenschaften im Entspringen aus der Philosophie und durch die bestimmte Eigenart des Entspringens zu Wissenschaften. In der Philosophie liegen die Wissenschaften also nicht. Das führt uns zur Frage: 2. Was heißt Philosophie?