moderne Denkweise spielen läßt in der Interpretation. — Aristoteles ist Grieche, aber gerade nicht Platoniker; er macht erst umfassend und radikal Ernst innerhalb der philosophischen Forschung mit der begrifflichen Explikation. Gesehen auf genuines Aneignen der Vorhabe und Grunderfahrung und genuine begriffliche Artikulation ist er der erste radikale wissenschaftliche Philosoph — und der letzte. Nicht der Aristoteles des Mittelalters, Lieferant für schöne, nach geeigneter Umbiegung ontologisch brauchbare Sätze.
γ) Abschließende Erörterung der von Aristoteles als eigener Seinssinn zur Abhebung gebrachten Mithaftigkeit (τὸ συμβεβηκός)
Aristoteles führt die Explikation des συμβεβηκός in ontologisch noch ursprünglichere Zusammenhänge. Es ist ein Sein neben den Weisen des Seins, die bestimmt sind als τὸ ad (das immer seiend, τῷ μὴ ἐνδέχεσθαι ἄλλως [1026 b 29]) und das ὡς [...] ἐπὶ τὸ πολύ [b 30], das Sein im Zumeist sich so Verhaltens. Nur solches Sein ist möglicher Gegenstand hinsehend bestimmenden Erhellens; Sein ist also das, was in bestimmtem ausrichtenden Umgang und was in bestimmter hinsehender Erhellungstendenz zugänglich wird. Diesem Sein — dem eigentlichen — gegenüber ist das συμβεβηκός abseitig, παρά, es ist das Möglichsein des Zu-ständig- und Nichtzuständigseins.
Damit dürfte deutlich geworden sein, daß die scheinbar ganz formale ontologische Bestimmung, die Aristoteles vom συμβεβηκός in der »Physik« gibt, einer bestimmten Grunderfahrung sowohl wie einer ganz bestimmten Erhellensweise entspringt; es ist der Gegenbegriff eines bestimmten aus dem Umgang mit bestimmt intendierter Umwelt entspringenden Seinssinnes, der maßgebend ist für die Unterscheidung und Aufteilung der Seinsweisen und Gebiete. Daß Aristoteles die Mithaftigkeit in dieser Weise als eigenen Seinssinn zur Abhebung bringen kann, ist aber zugleich der stärkste Ausdruck dafür, daß die Umwelt voll erfahren,