Unverhülltseins, ὃν ὡς ἀληθές, ist das, was in Verwahrung genommen werden muß9 gegen möglichen Verlust. Das ist der Sinn der ἕξεις, αἷς ἀληθεύει ἡ ψυχή; deren höchste eigentliche sind σοφία und φρόνησις, sofern sie je in ihrem Seinsfelde die ἀρχαί in Verwahrung halten. Das ὃν ὡς ἀληθές ist kein eigenes Sein und Seinsfeld oder Geltungsbereich der ›wahren Urteile‹, sondern das Seiende an ihm selbst im Wie (ὡς) seines Daseins als unverhülltes.10 Es ist ἐν διάνοια (ἐν τῇ ψυχῇ)11 als νοητόν, im ›Verstand‹12, als das Worauf seines (vermeinenden!)15 Vernehmens. Diese Interpretation von ἀληθές und ἀληθεύειν, die eine Reihe von lediglich erkünstelten Schwierigkeiten der Auslegung beseitigt, wird durch eine eingehende phänomenologische Analyse von Met. E 4; De an. r 5 sqq.; De interpr.; Met. Δ 29; vor allem Met. Θ 10 konkret belegt.
Der λόγος, das λέγειν, ist die14 Vollzugsweise des νοεῖν15 und als solches ein διανοεῖσθαι, ein zermeinendes Vernehmen: eine διαίρεσις; ἐνδέχεται δὲ καὶ διαίρεσιν φάναι πάντα (De an. r 6, 430 b 3 sq.). Das An-und Besprechen, in der Weise des synthetischen Bestimmens, kann auch als Auseinandernehmen, Ex-plizieren angesprochen werden.
Das νοεῖν hat den Grundcharakter des Vernehmens. Der νοῦς ist das Vernehmen schlechthin16, das heißt das, was ein Worauf für irgendwelchen gerichteten ›Umgang mit‹ überhaupt ermöglicht, vorgibt. Er ist τῷ πάντα ποιεῖν, ὡς ἕξις τις, οἷον τὸ φῶς (De
9 [Handschriftlicher Zusatz auf dem unteren Blattrand mit Zuordnungszeichen:] Das in Verwahrung Haben ein Wie des Seins (bzw. dieses eigentlich als ein Wie des Herstellens ausgelegt). ›Wahr‹heit — Verwahrt-(sein)heit des Unverhüllten. [Stenographischer Nachsatz nicht entzifferbar.]
10 [Satzende handschriftlich korrigiert von zuvor:] sondern das Seiende selbst im Wie (ὡς) seines unverhüllten Vermeintseins.
11 [Handschriftliche Einfügung.]
12 [Handschriftlicher Zusatz:] der Zugang zu — in seinem Sein rein — ψυχή!
13 [Handschriftliche Einfügung.]
14 [Handschriftlicher Zusatz:] in der ψυχή-bestirnmten Seinshaftigkeit ›motivierte‹!! (Beleg?)
15 [Handschriftlicher Zusatz:] und nicht unbeteiligt an der αἴσθησις.
16 [Handschriftlicher Zusatz:] in seinem Sein ganz und — Zugehen — ganz bei ihm selbst.