können, sondern als das Natürlichste ausgeben, da ja doch das menschliche Denken zunächst die »Natur« vor sich hat.
Davon zu schweigen, daß es sich hier nirgends um die »Natur« (weder als Gegenstand der Naturwissenschaft noch als Landschaft, noch als Sinnlichkeit) handelt, wie fassen wir das Befremdliche und Einmalige dieses Entwurfs recht?
Warum mußten im Offenen der φύσις der λόγος sowohl wie der νους früh schon als Gründungsstätten des »Seins« genannt und darnach alles Wissen eingerichtet werden?
Das ältest-überlieferte Wort über das Seiende: der Spruch des Anaximander (vgl. SS. 32*).
97. Die φύσις ('τέχνη,)
νοεϊν und λόγος werden, so übermächtig ist die φύσις, als ihr zugehörig erfahren, selbst zum Seienden in seiner (noch nicht »generell«, ideenhaft gefaßten) Seiendheit gehörig. Sobald aber die Erfahrung als ursprüngliches Wissen des Seienden selbst zum Fragen nach diesem sich entfaltet, muß sich das Fragen selbst, zurücktretend vor dem Seienden, als dagegen unterschieden und im gewissen Sinne eigenständig begreifen, vor dieses als solches sich stellend, es fter-stellen. Zugleich muß es aber als Fragen sich einer Fragehinsicht bemächtigen. Diese kann doch nur aus dem Befragten selbst genommen sein. Aber wie dies, wenn das Seiende als solches das Erste und Letzte bleibt? Und wenn die Beständigkeit und Anwesung (als Aufgehenἀλήθεια) erfahren und festgehalten sind als Aufgehen von ihm selbst her, gegen das und ohne das Fragen, also nicht wie dieses ein Sichaufmachen zum Seienden und somit ein Sichauskennen in ihm, seiner Seiendheit, eine (die) τέχνη? Weil φύσις nicht τέχνη, ja diese erst als solche erfahrbar und sichtbar macht, deshalb muß doch und gerade, je fragender die Frage
* Vorlesung Sommersemester 1932 »Der Anfang der abendländischen Philosophie (Anaximander und Parmenides)« (Gesamtausgabe Band 35)