c) Das Wesen der Wahrheit*
204. Das Wesen der Wahrheit
Fragen wir da nicht nach der Wahrheit der Wahrheit, und beginnen wir nicht so fragend ein leeres Fortschreiten ins Leere?
Wesensgründung ist Entwurf. Aber hier gilt es den Wurf des Entwurfsbereichs selbst und damit die ursprüngliche Übernahme der Geworfenheit, jener durch die Not des Entwurfs mitentspringenden Notwendigkeit der Zugehörigkeit zum Seienden selbst und dies in der Weise der Geworfenheit in das Inmitten.
Wenn hier Wahrheit heißt die Lichtung des Seyns als Offenheit des Inmitten des Seienden, dann kann nach der Wahrheit dieser Wahrheit gar nicht gefragt werden, es sei denn, man meint die Richtigkeit des Entwurfs, was aber in mehrfacher Hinsicht das Wesentliche verfehlt. Denn einmal kann nach der »Richtigkeit« eines Entwurfs überhaupt nicht gefragt werden und vollends nicht nach der Richtigkeit des Entwurfs, durch den überhaupt die Lichtung als solche gegründet wird. Zum anderen aber ist »Richtigkeit« eine »Art« der Wahrheit, die hinter dem ursprünglichen Wesen als dessen Folge zurückbleibt und deshalb schon nicht auslangt, um die ursprüngliche Wahrheit zu fassen.
* vgl. Vorblick, 5. Für die Wenigen - Für die Seltenen, S. 13; Vorblick, 9. Durchblick; die gesonderte Abhandlung als Vor-frage; Die ἀλήθεια. Die Erinnerung in den ersten Anfang; Das Da-sein; Laufende Anmerkungen zu »Sein und Zeit« § 44, S. 103-122; Vom Wesen der Wahrheit, Vortrag 1930; Vom Wesen des Grundes I. (Wegmarken (Gesamtausgabe Band 9)) Handexemplar und Anmerkungen; Frankfurter Vorträge 1936 »Der Ursprung des Kunstwerkes« (Holzwege (Gesamtausgabe Band 5, besonders S. 25 ff.)); Vorlesung Wintersemester 1937/38 »Grundfragen der Philosophie. Ausgewählte »Probleme« der ›Logik‹«, Grundsätzliches zur Wahrheitsfrage (Gesamtausgabe Band 45, S. 27 ff.)
Contributions to Philosophy (of the Event) p. 259