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V. Die Gründung

ohne jede Ahnung bleiben von dem, was in der abendländischen Metaphysik eigentlich geschehen ist und was sich vorbereiten muß als Notwendigkeit des anderen Anfangs.


213. Worum es sich bei der Wahrheitsfrage handelt


1. Nicht um eine bloße Abänderung des Begriffes,

2. nicht um eine ursprünglichere Einsicht in das Wesen,

3. sondern um den Einsprung in die Wesung der Wahrheit.

4. Und demzufolge um eine Verwandlung des Menschseins im Sinne einer Ver-rückung seiner Stellung im Seienden.

5. Und deshalb zuerst um eine ursprünglichere Würdigung und Ermächtigung des Seyns selbst als Ereignis.

6. Und daher allem zuvor um die Gründung des Menschseins im Da-sein als dem vom Seyn selbst ernötigten Grunde seiner Wahrheit.


214. Das Wesen der Wahrheit

(Offenheit)


Aus der Erinnerung an den Anfang sowohl (die ἀλήθεια) wie aus der Besinnung auf den Grund der Möglichkeit der Richtigkeit (adaequatio) stoßen wir auf dasselbe: die Offenheit des Offenen. Damit ist freilich nur eine erste Anzeige auf das Wesen gegeben, das sich wesentlicher bestimmt als Lichtung für das Sichverbergen.

Aber schon die Offenheit bietet des Rätselhaften genug, noch ganz abgesehen von der Art ihrer Wesung.

Die Offenheit, ist das nicht das Leerste des Leeren? (vgl. Wahrheit und Ab-grund). So erscheint sie, wenn wir versuchen, sie gleichsam für sich wie ein Ding zu nehmen.

Aber das Offene, in das, zugleich sich verbergend, je das Seiende hereinsteht, und zwar nicht nur die nächsten hand-liehen


Martin Heidegger (GA 65) Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis)