Anspruchsbereiche wird nicht mehr möglich sein, weil die Wahrheit des Seyns selbst in der schärfsten Ausfälligkeit seiner Zerklüftung die wesentlichen Möglichkeiten zur Entscheidung gebracht hat.
Dieser geschichtliche Augenblick ist kein »Idealzustand«, weil dieser jedesmal dem Wesen der Geschichte zuwidergeht, sondern dieser Augenblick ist die Ereignung jener Kehre, in der die Wahrheit des Seyns zum Seyn der Wahrheit kommt, da der Gott das Seyn braucht und der Mensch als Da-sein die Zugehörigkeit zum Seyn gegründet haben muß. Dann ist, für diesen Augenblick, das Seyn als das innigste Zwischen gleich dem Nichts, der Gott übermächtigt den Menschen und der Mensch übertrifft den Gott, unmittelbar gleichsam und doch beides nur im Ereignis, als welches die Wahrheit des Seyns selbst ist.
Aber eine lange und viel rückfällige und viel verborgene Geschichte wird sein bis zu diesem unerrechenbaren Augenblick, der auch nie ein so Vordergründliches wie ein »Ziel« sein kann. Nur stündlich schon müssen die Schaffenden in der Verhaltenheit der Sorge sich selbst zur Wächterschaft im Zeit-Raum jenes Vorbeigangs bereit machen. Und die denkerische Besinnung auf dies Einzige: die Wahrheit des Seyns, kann nur ein Pfad sein, auf dem das Unvordenkliche dennoch gedacht, d. h. die Verwandlung des Bezugs des Menschen zur Wahrheit des Seyns angefangen wird.
Mit der Seynsfrage, die die Frage nach dem Seienden und somit alle »Metaphysik« überwunden hat, ist die Fackel entzündet und der erste Anlauf zum weiten Lauf gewagt. Wo ist der Läufer, der die Fackel aufnimmt und seinem Vor-gänger zuträgt? Die Läufer müssen alle, und je spätere sie sind, um so stärkere For-läufer sein, keine Nachläufer, die das Erstversuchte, wenn es hoch kommt, nur »verbessern« und widerlegen. Die Vor-läufer müssen je und je ursprünglicher als die »Vor«- (d. h. hinter ihnen)-laufenden anfängliche sein, das Eine und Selbe des zu Fragenden noch einfacher, reicher und unbedingt einzig denken. Was sie übernehmen, indem sie die Fackel ergreifen,