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267. Das Seyn (Ereignis)

doch, wenn schon die Kennzeichnung noch möglich ist, dieses Beziehen, das die Bezogenen erst zu ihnen selbst bringt, um in das Offene der Ent-gegnenden-Entschiedenen ihre Notschaft und Wächterschaft zu legen, die sie nicht als Eigenschaft erst annehmen, aus denen sie vielmehr ihr Wesen schöpfen. Das Seyn ist Not der Götter und als diese Nötigung des Da-seins abgründiger denn Jegliches, was seiend heißen darf und durch das Seyn sich nicht mehr benennen läßt. Das Seyn ist gebraucht, die Notschaft der Götter, und dennoch nicht aus ihnen abzuleiten, sondern gerade umgekehrt ihnen überlegen, in der Ab-gründigkeit seines Wesens als Grund. Das Seyn ereignet das Da-sein und ist dennoch nicht dessen Ursprung. Unvermittelt west das Zwischen als der Grund der in ihm Ent-gegneten. Dies bestimmt seine Einfachheit, die nicht Leere, sondern Grund der Fülle ist, die aus der Ent-gegnung als Streit entspringt.

7. Das Einfache des Seyns hat in sich das Gepräge der Einzigkeit. Sie bedarf gar nicht der Abhebung und der Unterschiede, nicht einmal des Unterschiedes zum Seienden. Denn dieser ist nur gefordert, wenn das Sein selbst zu einer Art des Seienden gestempelt und damit nicht und nie als das Einzige bewahrt, sondern zum Allgemeinsten vergemeinert wird.

8. Die Einzigkeit des Seyns begründet seine Einsamkeit, gemäß der es einzig nur das Nichts um sich wirft, dessen Nachbarschaft die echteste bleibt und die Einsamkeit am treuesten behütet. Ihr zufolge west das Seyn stets nur mittelbar durch den Streit von Welt und Erde zum »Seienden«.

In keiner dieser Nennungen wird das Wesen des Seyns voll gedacht und doch wird es in jeder »ganz« gedacht; »ganz« besagt hier: jedesmal wird das Denken »des« Seyns durch dieses selbst in seine Ungewöhnlichkeit gerissen und jeder Beihilfen aus Erklärungen von Seienden beraubt.

Ereignis meint immer Ereignis als Er-eignung, Ent-scheidung, Ent-gegnung, Ent-setzung, Entzug, Einfachheit, Einzigkeit, Einsamkeit. Ungegenständlich ist die Einheit dieser Wesung und nur zu wissen in jenem Denken, das das Ungewöhnliche


Martin Heidegger (GA 65) Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis)

GA 65